Pequi
Der Pequi-Baum ist im Cerrado, der brasilianischen Savanne, heimisch. Es gibt etwa 16 Arten, wovon Caryocar Brasiliense am verbreitetsten ist.
Der Laubbaum wächst wild im gesamten mittleren Westen Brasiliens. Er erreicht eine Höhe von etwa 12 Metern.
Seine Steinfrüchte haben gelbliches, faserig-öliges Fleisch und eine harte Fruchtwand.
Die rötlich-braune Frucht enthält meist zwei nierenförmige Steinkerne, deren Samenkerne einen guten Geschmack haben.
Die Einheimischen verwenden die Blätter für medizinische Extrakte und die Früchte für kulinarische Zwecke. Nach einer Stunde Kochen kann die Frucht als Gemüse gegessen werden. Aus den Früchten, die nicht frisch verkauft werden können, machen sie Fruchtkonfitüren und extrahieren Öl.
Dieses hat entzündungshemmende Wirkung und wird in der Volksmedizin bei Leberentzündungen oder Erkrankungen der Atemwege und zum Schutz vor Augenkrankheiten genutzt.
Die Schale ist reich an Tannin und dient zur Herstellung von Tinte und Farbstoffe. Die Rinde hilft gegen Fußpilz.
Das harte, robuste Holz eignet sich zum Schiffsbau.
Das Öl wird aus dem Fruchtfleisch und den Kernen gewonnen und lokal „Gold des Cerrado“ genannt. Das ist zutreffend, denn die Pequi- oder Souari-Nuss liefert eine einzigartige Kombination von biochemischen Verbindungen von bewiesener Wirksamkeit und bemerkenswerter Haut- und Haarpflegeaktivität.
Gewinnung
Bei der traditionellen Methode wird die Fruchtpulpe bei geringer Hitze gekocht und gerührt, bis das Öl sich an der Oberfläche absetzt und abgeschöpft werden kann. Anschließend wird das Öl gefiltert.
36 Früchte ergeben ca. 2,4 Liter Öl. Ein Baum trägt ca. 350 Früchte. Allerdings nicht jedes Jahr. Eine Frucht wiegt ca. 280 g, besteht zu 23% aus Fruchtfleisch, 6% aus Kernen und hat einen Fettgehalt von 51-62%.
Ein Baum kann im Jahr 38 kg Fruchtpulpenöl und bis zu 9 kg Kernöl liefern.
Beim Einsatz von Lösungsmitteln muss das Fruchtfleisch vorher getrocknet werden. Der Öl- und Carotinoidgehalt hängen von Trocknungsprozess und Lösungsmittel ab. Ideal ist die mechanische Kaltpressung.
Wertwolle Inhaltsstoffe
Pequi zeichnet sich vor allem durch Carotinoide und Fettsäuren, einschließlich Omega-Fettsäuren, aus.
Hinzu kommen Vitamin C, B-Vitamine sowie Zink, Calcium und Kalium.
Bioaktive Substanzen in Pequi:
α-, β-Carotin: unterstützen den Verhornungsprozess, fördern Hauterneuerung, antioxidativ;
Lutein, Zeaxanthin: verbessern die Hautfeuchte, Elastizität, entzündungshemmend;
Riboflavin: unterstützt Hautheilung, für gesunde Haut und Schleimhäute, gegen rissige Haut, Anti-Rötung;
Squalan: hautverwandtes Fett, kommt im Talgdrüsensekret vor, macht die Haut weich, und eignet sich für die Pflege der trockenen Haut.
Fettsäuren:
Fruchtfleischöl: 36 – 66%
Kernöl: 14 – 48%
Die Fettsäurezusammensetzung in Pulpe und Kern ist ähnlich, allerdings hat das Fruchtfleischöl einen höheren Gehalt an Carotinoiden: 246µg/g
Das Verhältnis von gesättigten zu ungesättigten Fettsäuren ist 42/58 mit folgenden Anteilen:
Ölsäure (Omega 9) : 51-60%
Palmitinsäure: 36-41%
Linolsäure (Omega 6): 0,8-3%
Palmitoleinsäure: 0,8 – 1,2%
α-Linolensäure (Omega 3): 0,2 -0,4%
Arachinsäure: 0,1 – 0,4%
Die Triglycerid-Zusammensetzung variiert von Spezies zu Spezies.
Vor allem im Fruchtfleischöl:
POP (1,3-dipalmitoyl-2-oleyl-glycerol)
POO (1,2-dioleyl-3-palmitoyl-glycerol)
POS (palmitoyl-oleyl-stearyl-glycerol)
Der fruchtige Duft resultiert aus den Fruchtestern, vor allem Ethylhexanoat mit über 50%.
Verwendung in Medizin und Lebensmittel
Das innere Mesokarp enthält 36-66% Öl in der Trockenmasse und wird traditionell zur Nahrung, in der Lebensmittelindustrie, der Oleochemie, für medizinische und kosmetische Zwecke genutzt.
In der Lebensmittelproduktion wird das Öl für kalte Speisen, Eis und als aromatisches Gourmetöl verwendet.
Die Triglycerole POO und POP machen das Öl interessant für die Kosmetik- und Lebensmittelindustrie.
Durch physikalische, enzymatische oder chemische Modifikation bzw. Umesterung kann das Öl als Kakaobutterersatz und als Zerotransfett-Produkt verwendet werden.
Mit dem hohen Palmitinsäuregehalt bietet sich das Pequi-Öl für Margarine an.
Etliche Anwendungen der Volksmedizin konnten mittlerweile wissenschaftlich bestätigt werden.
Beispielsweise bestätigen in vivo Studien die Leber-schützende Wirkung von kaltgepresstem Pequi-Öl, die auf die antioxidativen und anti-entzündlichen Eigenschaften zurückzuführen ist.
Es kann Arteriosklerose im Anfangsstadium bremsen.
Der hohe Gehalt an einfach ungesättigten Fettsäuren (Ölsäure) und Carotinoiden kann das Risiko von Herzkrankheiten senken.
An Mäusen wurde eine vorbeugende Wirksamkeit gegen altersbedingte Anämie demonstriert.
Pequi-Öl ist aufgrund des Omega-Fettsäure-Gehalts eine vegane Alternative zu Krillöl.
Wie dieses trägt Pequi zu einem normalen Cholesterin- und Triglyceridspiegel im Blut bei, normalisiert den Blutdruck, steigert die Gehirnfunktion, unterstützt die Sehkraft und schützt vor Sonnenschäden und Faltenbildung.
Eine Studie aus dem Jahr 2009 zeigte, dass Pequi-Öl das Verhältnis von Triglyceriden zu Cholesterol im Blut verändern sowie trainingsbedingte Entzündungen reduzieren und den Blutdruck senken kann. (Pequi fruit (Caryocar brasiliense Camb.) pupl oil reduces exercise induced inflammatory markers and blood pressure). Die Versuchspersonen nahmen 14 Tage lang 400 mg Pequi-Öl-Kapseln.
Pequi in der Kosmetik
Aufgrund seiner Komponenten und deren speziellen Kombination mit antioxidativen und feuchtigkeitsspendenden Effekten bietet sich die Pequi-Frucht für den Einsatz in der Kosmetik an.
Der hohe Gehalt an Flavonoiden und Fettsäuren macht das Pequi-Öl zu einem kostbaren Pflege- und Anti-Aging-Öl und zu einem einzigartigen Pflegewirkstoff für das Haar.
Die Fettsäure mit dem höchsten Anteil im Fettsäure-Profil, die Palmitinsäure, ist als Bestandteil der Hautbarriere und des Hydro-Lipid-Films für die Hautpflege empfehlenswert.
Omega-9-Fettsäure wirkt rückfettend und ist ideal für trockene Haut.
Die Wirkungen von Pequi-Öl auf die Hydration des Stratum corneums und zur Stärkung der Barrierefunktion sind nachgewiesen.
In einer klinischen Studie zeigte sich nach einmaliger Auftragung einer Pequi-Öl-haltigen Formulierung auf den Unterarm ein deutlicher und anhaltender Anstieg der Hydration und eine Verringerung des transepidermalen Wasserverlustes. (Moisturizing effect of a cosmetic formulation containing Pequi Oil /Caryocar Brasiliense from the Brazilian biome, 2014)
Aufgrund der hohen Viskosität ist das Pequi-Öl ideal für Cremes, Lotionen, Shampoos. Es nährt trockene, spröde, reife Haut und macht sie weich und geschmeidig.
Es eignet sich für die Hautpflege, ob Gesichtspflege, -reiniger, Körpercreme, Babypflege, Massagecreme sowie Sonnenschutz, After-Sun-Pflege und ist auch für reichhaltige Bade- und Duschprodukte angezeigt.
Eine weitere für die Kosmetik bedeutende Eigenschaft ist die Filmbildung. Pequi-Öl bildet einen schützenden, stabilisierenden Film auf Haut, Haaren, Nägeln, verbessert die Haftfestigkeit von Sonnenschutz, Nagellack, Mascara, Haar-Styling, Lipgloss. Lippenstift.
Dank dieser Eigenschaft ist es ideal für die Verwendung in der Haarpflege, ob Shampoos, Conditioner, Styling-Produkte, Haarmasken, -Gels. Es definiert und stabilisiert Haarlocken und verhindert Kräuselung und ist somit perfekt für die Pflege von welligem/lockigem Haar.
Mit der blumig-fruchtigen Zitrusnote gibt es der Formulierung einen angenehmen Duft und kann den Geruch anderer Komponenten maskieren.
Nachteile
In der steigenden Nachfrage liegen Chancen und Risiken.
In der nachhaltigen Nutzung ist es ideal, die Früchte zu ernten, wenn sie vom Baum fallen und immer ein paar Früchte am Baum zu lassen. Mittlerweile ist die Nachfrage nach Pequi gestiegen und es wird über Kultivierung nachgedacht.
Im Rahmen der Aufforstung kann der Baum in ökologischen Permakulturen angebaut werden, was eine positive Perspektive ist. Bei der Nutzung der Pequi-Frucht/-Nuss als Rohstoff oder als fertiges Konsumprodukt ist wichtig, auf die nachhaltige Herkunft zu achten. Nur diese Produkte liefern auch den vollen Wirkstoffgehalt. Sie garantieren die Freiheit von Pestiziden, Bakteriziden, Herbiziden, Färbung oder Verschnitt mit minderwertigen Ölen.
Da Pequi-Öl sich auch zu Biodiesel-Nutzung eignet, lauert eine Gefahr für den Baumbestand.
Steckbrief: Pequi-Öl
INCI: Caryocar Brasiliense Fruit Oil
Cas-Nummer: 394238-03-0
Herkunft: Brasilien
Beschreibung: dunkel-orange Farbe, fruchtiger Duft, Öl von hoher Viskosität
Lagerung: kühl, trocken, lichtgeschützt
Lagertemperatur: 14-18°C
Haltbarkeit: ungeöffnet 18 Monate
Gewinnung: idealerweise Kaltpressung
Bestandteil: Carotinoide, Ölsäure, Palmitinsäure, Linolsäure, Palmitoleinsäure,
α-Linolensäure, Arachinsäure, Triglyceride
Wirkung: antioxidativ, feuchtigkeitsspendend, filmbildend
Verwendung: reichhaltige, nährende Gesichts- und Haarpflegeprodukte (speziell für lockiges Haar)
Gold des Cerrado für Haut & Haar
Die Pequi-Nuss bietet mit ihrem hohen Carotinoid-, Omega-Fettsäuren- und Palmitinsäuregehalt sowie ihren filmbildenden Eigenschaften ein interessantes Profil für die kosmetische Nutzung. Sie kann als hochwertige Komponente in Naturkosmetik, für Gesichts- und Körperpflege und solche Produkte, die lange haften sollen, wie Sonnenschutz, schützende Pflege, Mascara, oder Substanz haben sollen, wie Massagecremes, eingesetzt werden. Mit ihrer nachgewiesenen feuchtigkeitsanreichernden Wirkung empfiehlt sie sich für die Feuchtigkeits-, Anti-Falten- und Anti-Aging-Pflege. Als glättender Filmbildner ist sie zur Pflege und zum Styling von welligem Haar und zur Entkräuselung (Anti-Frizz) bestens geeignet. Cosmacon berät Sie gern bei der Wahl des nachhaltigen Rohstoffes und Ihrer Pequi-Formulierung für Haut und Haar.
Quellen:
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