Barbaloin

Aloin; Aloe Vera; Barbaloin

Barbaloin, auch als Aloin bekannt, ist eine glycosidische Substanz aus der Gruppe der 1,8-Dihydrohxyanthracene. Als Naturstoff wurde Barbaloin 1851 erstmals aus der Aloin-Aloe isoliert. Mittlerweile ist bekannt, dass der Stoff in mehr als 20 Aloe-Arten sowie in der amerikanischen Faulbaumrinde vorkommt. Je nach Aloe-Art und Herkunft schwankt der Gehalt zwischen 5,0 und 40,0 Prozent. Barbaloin hat einen bitteren Geschmack und sitzt tief im Inneren der Pflanze. Der Stoff dient dazu, Fressfeinde abzuwehren, und schützt die Pflanze vor Nagerbefall.

 

Die Gefahren durch Barbaloin

Das Anthranoid Barbaloin ist ein starkes Abführmittel, das schon vor 2000 Jahren als solches genutzt wurde. Heute ist der Stoff aufgrund diverser Nebenwirkungen weder in Lebensmitteln noch in kosmetischen Produkten erwünscht. Eine Überdosierung kann nämlich zu schweren Vergiftungserscheinungen mit Durchfällen und krampfartigen Schmerzen führen, lebensbedrohliche Elektrolyt- und Wasserverluste lassen sich als Folge nicht ausschließen. Weitere Nebenwirkungen sind Störungen im Wasser- und Elektrolythaushalt und Nierenentzündungen.

Und nicht nur das: 2013 hat ein zweijähriges Programm des National Institutes of Health (USA) die kanzerogene Wirkung eines Ganzblattextraktes von Aloe vera bei Ratten nachgewiesen. Die „International Agency for Research on Cancer der WHO“ stuft Ganzblattextrakte von Aloe vera daher auch als „possibly carcinogenic to humans“ ein.

 

Die Aloe vera und ihre Verwendung

Schon die ägyptischen Königinnen Nofretete und Cleopatra vertrauten bei ihrer Schönheitspflege der Kraft der Aloe vera, und auch in zahlreichen Grabstätten der Pharaonen fanden Wissenschaftler Zeichnungen der Pflanze.

Heute werden vor allem zwei Aloe-Arten kommerziell genutzt. Da ist einmal die Aloe barbadensis Miller, die zunächst nach dem schwedischen Naturwissenschaftler Carl von Linné benannt wurde und den Namen Aloe vera (Linné) trug, später dann aber von dem Taxonom Miller die heutige Bezeichnung erhielt. Bei der zweiten Art handelt es sich um die Aloe aborenscens. Die Pflanzen gehören zur Familie der Liliaceae und haben ihren Ursprung in Ostafrika, heute werden sie hauptsächlich an der Grenze zwischen den USA und Mexico angebaut.

Grundsätzlich lassen sich aus den Blättern der Aloe vera zwei Rohstoffe gewinnen. Direkt unterhalb der Schale befindet sich ein gelblicher latexartiger Saft, dessen Hauptinhaltsstoff das Barbaloin ist. Die dickfleischigen Blätter werden dazu entweder komplett oder geschält zu Saft gepresst. Aus dem wasserreichen Inneren der Blätter lässt sich dagegen das bekannte Aloe vera Gel gewinnen. Bittere und abführende Stoffe wie Barbaloin müssen im Rahmen dieses Prozesses sorgfältig abgetrennt werden. Bei einer nicht zu 100 Prozent sauberen Trennung kann es jedoch zu einer Verunreinigung mit den Hydroxyanthrachinonen kommen, die als gesundheitsschädlich gelten. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) kam bereits zu dem Schluss, dass einige Hydroxyanthracen-Derivate die menschliche DNA schädigen könnten.

Aloe vera Gel spielt in der Kosmetik, aber auch in der Volksmedizin schon seit geraumer Zeit eine wichtige Rolle. Dem Gel werden entzündungshemmende, immunstimulierende und wundheilende Eigenschaften zugeschrieben. Barbaloin darf in Aloe vera Gel nicht enthalten sein. Angestrebt wird ein Anteil von weniger als 5 ppm, allerdings lässt sich dies bislang nicht in allen Produkten erreichen. Barbaloin-Gehalte von unter 20 ppm können in Aloe vera Gelen nur durch eine sehr aufwendige manuelle Filetierung der Pflanzenblätter erzielt werden.

Da im Einzelhandel immer wieder ganze Aloe-Blätter angeboten werden, ist die Selbstzubereitung von Aloe vera Gel in der letzten Zeit immer beliebter geworden. Hiervon ist grundsätzlich jedoch anzuraten. Wie aufwendige Versuche gezeigt haben, können selbst bei sorgfältiger Einhaltung der Zubereitungshinweise kleinere Bestandteile der Latexschicht und somit auch Barbaloin-Anteile in das Gel übertragen werden. Beim Zerschneiden der Blätter wird das in der Außenschicht enthaltene Barbaloin fast schon automatisch über die Schnittflächen des Gels verteilt. Durch das reine Abspülen mit Wasser lässt es sich in der Regel jedoch nicht ausreichend entfernen.

 

Barbaloin in Kosmetikprodukten

Duschgele, Cremes, Lotionen: Auf dem deutschen Markt sind Aloe vera Produkte weit verbreitet, denn das Gel hat eine feuchtigkeitsspendende und kühlende Wirkung. Außerdem fördert es eine schnellere Geweberegeneration, hilft gegen Hautirritationen und lindert die Symptome bei Sonnenbrand, Verätzungen und Brandverletzungen.

In der Pflanze sind zahlreiche Enzyme, Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe enthalten, darunter Eisen, Kalzium und Magnesium.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfahl allerdings bereits vor einiger Zeit, Säfte, Nahrungsergänzungsmittel und andere Lebensmittel, die aus ganzen, ungeschälten Blättern hergestellt werden, zu meiden. Kosmetika, die Gel enthalten, das aus der inneren Blattschicht hergestellt wurde, sind von der Warnung des BfR bislang (noch) nicht betroffen. Sie enthalten in der Regel keine ganzen Blätter und somit auch kein Barbaloin.

Unsicherheiten bleiben jedoch und auch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) rät zur Vorsicht.

 

Steckbrief Aloin

CAS-Nummer: 1415-73-2

Alternative Bezeichnungen: Barbaloin, 1,8-Dihydroxy-3-hydroxymethyl-10RS-(?)-D-(glucopyranosyl)anthron

Definition: das bräunliche bis gelbliche Blattharz der Aloe-Pflanze

Beschreibung: hat einen bitteren Geschmack, riecht leicht nach Aloe

Vorkommen: in mehr als 20 Aloe-Arten

Wirkung: stark abführend, potenziell krebserregend und DNA-schädigend, antimikrobiell, antioxidativ, entzündungshemmend

 

Besser auf Kosmetik ohne Barbaloin setzen

Die Aloe Vera ist dank ihres bitteren Inhaltsstoffes Barbaloin in die Kritik geraten: und das völlig zu Recht. Der Stoff wirkt nicht nur stark abführend, sondern steht auch in dem Verdacht, für verschiedene Krebserkrankungen verantwortlich zu sein und das Erbgut zu schädigen. Und auch wenn Kosmetikprodukte mit Aloe Vera üblicherweise frei von Barbaloin sein sollen, bleiben gewisse Zweifel. Verbraucher sind darum gut beraten, auf hochwertige Kosmetik zurückzugreifen, die garantiert frei von Barbaloin ist.
Cosmacon entwickelt für Ihre Zielgruppe anspruchsvolle und gesundheitlich vollkommen unbedenkliche Formulierungen.

 

 

Quellen:

Clear evidence of carcinogenic activity by a whole-leaf extract of Aloe barbadensis miller (aloe vera) in F344/N rats.; Mary D Boudreau 1Paul W MellickGreg R OlsonRobert P FeltonBrett T ThornFrederick A Beland. Toxicol Sci. 2013 Jan; 131(1):26-39.

Aloe vera at the frontier of glycobiology and integrative medicine: Health implications of an ancient plant.; Pressman P, Clemens R, Hayes AW.SAGE Open Med. 2019 Sep 13;7:2050312119875921.

Barbaloin: an amazing chemical from the ‚wonder plant‘ with multidimensional pharmacological attributes.; Mitra SS, Ghorai M, Nandy S, Mukherjee N, Kumar M, Radha, Ghosh A, Jha NK, Proćków J, Dey A.Naunyn Schmiedebergs Arch Pharmacol. 2022 Sep 29:1-12.