Chitosan

Chitosan, Polyglucosamin, Chitin, vegan

Chitosan ist ein natürlich vorkommendes Polyaminosaccharid, das auch Poliglusam, Poly-D-Glucosamin oder Polyglucosamin genannt wird. Der Begriff ist auf die griechische Beschreibung für Unterkleid, Hülle oder Panzer zurückzuführen. Chitosan leitet sich vom Chitin ab, der Stoff konnte erstmals im Jahre 1859 von Charles Marie Benjamin Rouget, einem französischen Physiologen und Histologen, durch Kochen mit Kalilauge gewonnen werden. Mittlerweile ist bekannt, dass die Gewinnung auch enzymatisch erfolgen kann.

Enthalten ist natürliches Chitosan in einigen Pilzarten. So verfügen beispielsweise die zur Ordnung der Mucorales gehörenden Pilzarten Mucor rouxii, Absidia coerulea sowie Rhizopus oryzae sowohl über Chitin als auch über Chitosan in ihrer Zellwand.

Verwendet wird es vorwiegend in der Kosmetik und in Nahrungsergänzungsmitteln.

 

Eigenschaften und Vorteile von Chitosan

Chitosan kann Studien zufolge lipidsenkend sein. Der Stoff bindet die in Nahrungsmitteln enthaltenen Lipide und hemmt so ihre Absorption. Dies gelingt, indem sie in eine Art Gel eingeschlossen und und zusammen mit dem Stuhl ausgeschieden werden. Außerdem soll der Stoff in der Lage sein, LDL zu senken und HDL zu erhöhen. Chitosan bindet die negativ geladenen Fettsäuren und ist selbst positiv geladen. Es quillt sehr gut mit Wasser, wirkt daher auch leicht sättigend und verkürzt die Darmpassagezeit. Die Eigenschaft, Fette zu binden, konnte bereits in vitro nachgewiesen werden. Chitosan wird inzwischen sehr gerne zur Gewichtskontrolle, als effektiver Fettbinder zur Unterstützung einer Therapie von Übergewicht sowie als Lipidsenker zur Verminderung von LDL und Cholesterin eingesetzt. Außerdem kann Chitosan insbesondere mit Schwermetallen unlösliche Komplexe bilden, da es sich als ein sogenanntes chelatisierendes Agens quasi wie ein Bandwurm mit zahlreichen winzigen Saugnäpfen gleichzeitig an eine größere Anzahl Ionen heften kann.

Der Stoff hat in der Regel nur geringe Nebenwirkungen. Gelegentlich kann es nach der Einnahme von entsprechenden Nahrungsergänzungsmitteln zu Übelkeit, Blähungen oder Verstopfung kommen. Von einer Einnahme abgeraten wird bei einer Allergie gegen Schalentiere: Die Substanz kommt schließlich nicht zuletzt reichlich in den Schalen von Krustentieren wie Krabben, Shrimps und Krebsen vor.

Aber auch in der Kosmetik findet der Stoff zunehmend Verwendung. Die Eigenschaften von Chitosan sind nämlich derart vielfältig, dass die Substanz mittlerweile auch das Interesse der Kosmetikbranche geweckt hat. Sie ist blutstillend, anti-bakteriell, anti-mykotisch und kann Schwermetalle binden. Als Wirkkomponente in Hautpflegeprodukten hat sie eine große Bedeutung.

 

Nachfolgend ein Überblick über die positiven Eigenschaften von Chitosan in der Kosmetik

Oberflächliche Wunden wie kleine Schrammen, Kratzer und Abschürfungen heilen schneller, da der Stoff die Wundheilung fördert. Eine mögliche Entzündung oberflächlicher Wunden wird dank der anti-bakteriellen Eigenschaften verhindert. Auf glatten Oberflächen bildet die Substanz einen Film, der nicht sichtbar und nur kaum spürbar sind, die Haut aber trotzdem effektiv vor dem Austrocknen schützen. Außerdem lindert Chitosan Juckreiz sowie die Begleiterscheinungen von Sonnenbrand und Insektenstichen. Die durch das juckreizbedingte Kratzen oberflächlich geschädigte Haut beruhigt sich, wird durch den schützenden Film ausreichend feuchtgehalten und heilt somit besser und schneller ab. Zudem wirkt der Stoff durch seine chemische Struktur wie eine Art Puffer, indem er den natürlichen Säureschutzmantel der Haut stabilisiert. Er lagert sich zuverlässig an das hauteigene Kollagen an und sorgt somit dafür, dass nachwachsende Zellen eine optimale Grundlage vorfinden. Hautzellen in Zellkultur wachsen in Anwesenheit einer Chitosanmatrix deutlich strukturierter. Eingesetzt wird Chitosan im kosmetischen Bereich vorwiegend für Mund- und Zahnpflegeprodukte, Haarpflegemittel und Hautpflegeprodukte. Auch in Lotionen und Deodorants ist es zunehmend zu finden.

In Zahncreme ist es ein optimales Einbettmittel für die Elektronenmikroskopie, in Material für Kontaktlinsen wird es als künstliche Tränenflüssigkeit verwendet. Es eignet sich optimal für Wundverschlüsse nach zahnchirurgischen Eingriffen oder beispielsweise auch bei der Behandlung von paradontosebedingten Zahnbettschädigungen.

Und überhaupt spielt Chitosan in der Medizin eine große Rolle. Die Substanz ist ein hervorragender degradierbarer, chirurgischer Füllstoff (vor allem in den Bereichen Orthopädie, Ophthalmologie und Zahnheilkunde), wird als degradierbares Nahtmaterial für künstliche Gefäße verwendet und hilft bei einer gewollten verzögerten Arzneimittelfreisetzung.

Chitosan ist biologisch abbaubar, anwendungsfreundlich und biologischen Ursprungs, dabei aber ohne TSE-Risiko (Oberbegriff für zentralnervöse Erkrankungen einiger Säugetierarten).

Es ist insgesamt betrachtet also ein Biopolymer mit fast schon unglaublichen Fähigkeiten. Kaum eine natürliche Substanz ist so effektiv und vielseitig verwendbar wie die, aus der unter anderem die schützenden Panzer von vielen Käferarten sowie die Schalen von Krebs- und Krustentieren bestehen.

Doch auch bei der Anwendung in kosmetischen Produkten sind Nebenwirkungen nicht vollständig auszuschließen. Dabei handelt es sich jedoch in erster Linie um allergische Reaktionen. Hautausschlag, Nesselfieber und Juckreiz sind mögliche Begleiterscheinungen. Dennoch überwiegen die positiven Eigenschaften und der hohe Nutzen von Chitosan.

 

Steckbrief Chitosan

CAS-Nummer: 9012-76-4

Beschreibung: hell-beige, lineares Polysaccharid, ein farbloser, amorpher, zäher Stoff

Aggregatzustand: fest

Wirkstoffklasse: Lipidabsorber, Wundheilung

Löslichkeit : unlöslich in Wasser bei einem pH-Wert von mehr als 6,4

 

Sehen Sie hier die chitosanhaltigen Rohstoffe, mit denen wir gerne arbeiten:

HandelsnameINCIHerstellerBemerkung
Chitosan-HDChitosanSandream Impact
Vamactive KIT NCChitosan PCARes Pharma
CurasanAqua + Decyl Glucoside + Panthenyl Ethyl Ether + Glyceryl Laurate + Tocopheryl Acetate + Phytantriol + Lactic Acid + ChitosanCLR Chemisches Laboratorium Dr. Kurt Richter GmbH

 

Chitosan: mehr als nur ein Schlankheitsmittel

Der Lipidsenker Chitosan hat inzwischen einen ausgezeichneten Ruf als Schlankheitsmittel, kann seine vielen positiven Eigenschaften aber auch hervorragend in der Kosmetik entfalten. Von Zahn- und Mundpflegeprodukten über Haarfestiger bis hin zu schützenden Hautpflegeprodukten erschließt sich mit der Substanz ein breites Anwendungsfeld. Durch ihre bindenden, glättenden und sogar wachstumsfördernden Eigenschaften kann sie in vielen kosmetischen Produkten eingesetzt werden.

 

Quellen:

Domard, E. Piron, „Recent approach of metal binding by chitosan and derivatives, Adv. Chitin Sci. 4, 295 – 301, 2000

Guibal, E., Milot, C., Roussy, J.: “Chitosan-gel beads for metal recovery”, in Chitin Handbook, R.A.A. Muzzarelli et. al., Grottamare, 423 – 429, 1997

Ishihara, M.: “Photocrosslinkable Chitosan Hydrogel as a Wound Dressing and a Biological Adhesive”, Trends in Glycoscience and Glycotechnology, Vol.14 No.80 (November 2002) pp.331–341

Muzzarelli,R.A.A., Rocchetti, R.: “Enhanced capacity of chitosan for transitionmetal ions in sulphuric acid solutions”, Talanta Vol. 21, 1137 – 1143, Pergamon Press, 1974

EP0965330A1 Kosmetische und dermatologische Zubereitungen mit einem Gehalt an Chitosan und Phospholipiden

Park, H.J., Jung, S.T., Song, J.J., Kang, S.G., Vergano, P.J., Testin, R.F.: “Mechanical an barrier properties of chitosan-based biopolymer film, Kichin, Kitosan Kenkyu 5, 19 -26 [Chem. Abstracts 131, 20503], 1999

EP 1438954 A1 Erhöhung der Thermostabilität und Verbesserung der Fliesseigenschaften von chitosanhaltigen Formulierungen

Remunan-Lopez, C., Bodmeyer, R.: “Mechanical and water vapour transmission properties of polysaccharide films, Drug Dev. Ind. Pharm. 22, 1201 – 1209, 1996

Sano, H., Matsukubo, T., Shibasaki, K., Itoi, H., Takaesu, Y.: “Inhibition of adsorption of oral Streptococci to saliva treated hydroxiapatite by chitin derivatives”, Bull. Tokyo dent. Coll., Vol. 32, No. 1, 9 – 17, 1991

Schanzenbach, D.: „Chitin und Chitosan“, Praxis der Naturwissenschaften- Chemie, 6/49, 2000