Duft
Der Duft beeinflusst unsere Wahrnehmung sehr stark. Er ist somit ein wesentlicher Bestandteil der nonverbalen Kommunikation und spielt in vielen Bereichen unseres täglichen Lebens eine wichtige Rolle. Dass Gerüche Einfluss auf unsere Stimmung, unsere Gefühle und sogar unser allgemeines Wohlbefinden haben, zeigen folgende Beispiele: Düfte wie Zitrone und Minze wirken belebend und konzentrationsfördernd, während ein süßer Duft sogar Schmerzen erträglicher machen kann. Der unverwechselbare Duft von Neugeborenen und Babys weckt in uns Beschützerinstinkte: Hier hat also die Natur ganz allein entsprechend vorgesorgt. Gleichzeitig sollen verschiedene Duftstoffe aber auch zum Kauf anregen. Voraussetzung: Der Duft passt zum angebotenen Produkt. So versprühen Reisebüros beispielsweise gerne einen Hauch „Meeresbrise“, in Bäckereien dagegen wecken künstlich erzeugte Brötchendüfte den Appetit auf frische Backwaren.
Doch wie nehmen wir den Duft eigentlich wahr?
Atmen wir durch die Nase ein, werden kontinuierlich die unterschiedlichsten Duftstoffe eingeschleust. Unser Riechsystem, das im Fachjargon „olfaktorisches System“ heißt, liegt im oberen Nasenbereich und besteht aus Schleimhäuten (Regio olfactoria). Genau hier befinden sich auch 20 bis 30 Millionen von empfindlichen Duftstoffrezeptoren. Dockt z.B. das Duftmolekül Zimt genau an den Zimt-Rezeptor, wird eine Reizung ausgelöst und über Nervenbahnen gelangt diese Information blitzschnell ins Gehirn. Wir riechen Zimt. Ein Geruch, den wir nicht mögen, soll uns letztendlich schützen etwas nicht zu Essen oder wegzulaufen, weil es giftig sein könnte. Unsere Dufterinnerungen, ob wir etwas mögen oder uns vor etwas sogar ekeln, wird in der Kindheit angelegt und begleitet uns bis ins hohe Alter.
Der Duft im Wandel der Zeit
Studien belegen, dass schon 7000 Jahre vor Christi Geburt Parfüm und Duftstoffe hergestellt wurden. Damals wurde der Duft aber hauptsächlich zur Ehrung der Götter verwendet und weniger für den eigenen Bedarf.
Erst im Mittelalter erhielten Parfüm und Duftstoffe ihre heutige Bedeutung. Im 13. Jahrhundert entwickelten die Araber eine Methode, um hochprozentigen Alkohol herzustellen: die Grundlage für Parfüm, wie wir es heute kennen. Bekanntester Duft oder Duftstoff der damaligen Zeit war das „Ungarische Wasser“. Einer Legende zufolge soll die ungarische Königin das Rezept für den Duft von einem Einsiedler bekommen haben, es bestand vor allem aus Rosen und Rosmarin-Essenzen und hatte eine verschönernde Wirkung.
Die Wirkung von Duft und Duftstoffen auf den Gesundheitszustand erkannte aber erst Paracelsus. Er nutzte Parfüm und Duftstoffe zur therapeutischen Behandlung und schrieb über das Thema Duft eine Abhandlung. Die einzigartige Verbindung von Parfüm oder Duft und einem eleganten Flakon entstand dagegen erst im Jahre 1910. Noch heute bestimmt sie maßgeblich den Erfolg und die Beliebtheit eines Duftes.
Duftaufbau
Parfüm besteht immer aus verschiedenen Duftstoffen und Noten. Als Kopfnote werden beispielsweise die flüchtigen Akkorde bezeichnet, die schnell verfliegen.
Basisstoffe bleiben besonders lange auf der Haut und sind meist deutlich schwerer. Zu den bekanntesten Duftstoffen in diesem Segment zählen unter anderem Moschus, Sandelholz und Patchouli. Die Herznote im Parfüm soll eine Verbindung zwischen Kopf- und Basisnote herstellen.
Oft hat sie einen blumigen Charakter und erinnert an Jasmin oder Rosen. Darüber hinaus wird jeder Duft in Konzepte oder Variationen eingeteilt.
Parfüm für Damen kann zu den Konzepten Blumig, Orientalisch und Chypre zählen, bei den Herren gibt es die Variationen Fougère, Orientalisch und Chypre. Zahlreiche Unterkategorien sorgen hier aber für Verwirrung.
Bezeichnungen wie „Süß“, „Fruchtig“, „Würzig“ und „Grün“ geben den Charakter des Parfüms aber sehr gut wieder, so dass ein Kauf auch ohne eine vorherige Duftprobe möglich ist, sofern der Verbraucher seine speziellen Vorlieben kennt.
Wie werden Parfüms hergestellt?
Damit Parfüm oder Duft überhaupt hergestellt werden kann, sind ätherische Öle sehr wichtig. Sie können auf vier Arten gewonnen werden: durch Wasserdampfdestillation, Lösungsmitteldestillation, die Enfleurage und Auspressen.
Das Auspressen oder die Expression kommt vor allem bei Duftstoffen wie Bergamotte, Zitrone und Mandarine zur Anwendung, weil die Schale dieser Früchte eine sehr komplexe Struktur hat und sehr hitzeempfindlich ist.
Die Schale wird von der Frucht separiert und ausgedrückt. Es folgt eine Filtration und die Abtrennung des Wassers. Die meisten ätherischen Öle werden jedoch durch Wasserdampfdestillation gewonnen. Pflanzen, Wurzel, Blätter oder auch Blüten werden in einem Kolben mit Wasserdampf versetzt und die aromatischen Moleküle werden mitgerissen und in einer Destillationskolonne sammeln sich die Parfumöle.
Die Lösungsmitteldestillation funktioniert ähnlich, jedoch an Stelle des Wasserdampfes wird ein flüchtiges Lösungsmittel verwendet. Das Lösungsmittel wird wieder abgetrennt und übrig bleibt das „konkrete Öl“.
Dieses wird noch gereinigt und dann zum „absoluten Öl“. Die Enfleurage ist eine Methode um ganz zarte Duftstoffe zu gewinnen. Die Blütenblätter werden mehrere Tage auf Platten gelegt und dann mit Alkohol gereinigt. Die Ausbeute für einen Duft ist aber oft sehr gering: Um beispielsweise einen Milliliter Rosenöl zu gewinnen, werden etwa 30 Stück Rosen gebraucht.
Aus diesen Duftstoffen wird mithilfe einer Verdünnung dann das Parfum hergestellt. Die Duftstoffe werden in Alkohol vollständig gelöst.
Mit einer bestimmten Menge destilliertem Wasser wird dieses Konzentrat verdünnt und mindestens 4 Wochen kühl gelagert, mazeriert-wie der Fachmann sagt. Abschließend wird die Mischung filtriert, um Partikel zu entfernen und dann ist es fertig. Das Parfüm wird weiterhin kühl und dunkel gelagert.
Heutzutage kann ein Parfümeur auf rund 2000 verschiedene Duftstoffe zurückgreifen. Diese Duftstoffe können entweder natürlich oder synthetisch sein.
Um eine einzigartige Komposition zu erschaffen, muss der Parfümeur die Eigenschaften der einzelnen Duftstoffe sehr genau kennen. Dabei helfen ihm Computer, ohne die ein modernes Duftdesign gar nicht mehr möglich wäre. Bei der Auswahl der Duftstoffe für Parfüm kommt es auf verschiedene Kriterien an. Die Flüchtigkeit, die unterschiedlichen dermatologischen Eigenschaften und der sogenannte Dampfdruck sind in diesem Zusammenhang nur einige Beispiele.
Ein Duft – Welche Parfümtypen gibt es?
Letztendlich entscheidet die Duftkonzentration, welchen Parfümtyp wir vor uns haben: Ein Eau de Cologne ist leicht und frisch und enthält 5-7% an ätherischen Ölen. Ein Eau de Toilette ist das beliebteste Parfüm und der Gehalt an Duftstoffen liegt zwischen 7-15%. Der Duft ist bis zu 8 Stunden wahrnehmbar. Ein Eau de Parfum ist der konzentrierteste Duft und verbleibt noch länger auf der Haut. Der Duftstoffgehalt liegt hier bei 15-20% und dieser Parfümtyp ist sehr edel und teuer. Der Parfumextrakt ist die das Parfum ohne Alkohol.
Duftstoffe können Allergien auslösen
Außerdem wird nicht jeder Duft und nicht jedes Parfüm von jedem Menschen vertragen, denn einige Duftstoffe gelten als allergieauslösend. Eine solche Unverträglichkeit äußerst sich meist als Kontaktallergie: Es entsteht ein juckendes oder nässendes Ekzem. Aus allergologischer Sicht gelten mittlerweile 26 Duftstoffe als besonders relevant. Sollte deren Gehalt im Parfüm 0,01 Prozent überschreiten, sind sie kennzeichnungspflichtig.
Diese Liste der zu deklarierenden Duftstsoffe wird demnächst wahrscheinlich auf 82 Duftstoffe erweitert. Dass Parfüm in Kosmetik so wichtig für den Markterfolg ist, hat unter anderem mit der Tatsache zu tun, dass der jeweilige Duft oder die Duftstoffe individuell zu einem Menschen passen sollten. Häufig begleitet uns ein bestimmter Duft oder Parfüm unser ganzes Leben lang, er drückt unseren Lifestyle aus und unterstreicht unseren Charakter.
Darüber hinaus spielt Parfüm bei der Maskierung von unangenehmen Rohstoffgerüchen eine wichtige Rolle. Ein wenig attraktiver Duft führt zu einer Abneigung gegen das ansonsten anspruchsvolle und hochwertige Produkt, Doch heutzutage ist es möglich, unangenehme Duftstoffe zu eliminieren beziehungsweise zu maskieren, was für den wirtschaftlichen Erfolg von hoher Bedeutung ist.
Fazit: Duftstoffe sind wunderbar emotional
Ein guter Duft oder ein ansprechendes Parfüm beeinflusst auf positive Weise unsere Wahrnehmung und ist daher aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Die Geschichte der Duftstoffe ist schon Tausende Jahre alt und hat bis heute nichts von ihrer Faszination eingebüßt. Mittlerweile kann ein erfahrener Parfümeur aus mehr als 2000 Duftstoffen auswählen: Er werden also auch in Zukunft immer wieder neue raffinierte Kompositionen aus dem Bereich Duft den Markt erobern. Fragen Sie uns gerne an, wenn wir einen Duft für Ihre Kosmetiklinie entwickeln oder einen Designer-Duft nachentwickeln dürfen. Alles ist möglich.
Literatur
Perfume and Flavor Engineering: A Chemical Engineering Perspective.
Rose Flowers-A Delicate Perfume or a Natural Healer?