Fisetin – Vitalstoff mit senolytischer Wirkung

Fisetin ist ein Flavonol, das in zahlreichen Pflanzen vorkommt. Als Vitalstoff wird es in Nahrungsergänzungen angeboten. Zahlreiche Studien belegen seine positiven Effekte auf die Leistungsfähigkeit des Gehirns, seine senolytische Wirkung und geben ihm Bedeutung für die Pharmakologie und aufgrund seiner antioxidativen und Anti-Aging-Wirksamkeit auch für die Kosmetik.
Bereits 1833 wurde Fisetin aus dem Venezianischen Sumach extrahiert.
Von der auch als Perückenstrauch oder Fisetholz bezeichneten Pflanze leitet sich der Name ab. Eine andere Bezeichnung, Cotinin, geht auf den botanischen Namen Cotinus coggygria bzw. Rhus cotinus zurück.
Auch aus anderen Pflanzen, wie Maulbeerblättern oder Erdbeeren, konnte mit Methanol Fisetin isoliert werden.
In den folgenden Jahren wurde das Flavonol in seinen chemischen Eigenschaften weiter entschlüsselt und konnte schließlich 1904 synthetisiert werden.
Beschreibung und Vorkommen
Fisetin zählt zu den Flavonolen, wie auch Kämpferol, Quercetin und Myricetin.
Flavonole sind Flavonoide mit einer Ketongruppe. Sie sind Bausteine der Proanthocyane und kommen in zahlreichen Obst- und Gemüsesorten vor.
Die höchste Konzentration steckt in Erdbeeren (≈ 160 µg/g) und Äpfeln (≈ 27 µg/g), aber auch in Kiwis, Kakis, Gurken, Zwiebeln, Kapern ist dieser Pflanzenfarbstoff enthalten.
Bei einer an Gemüsen und Obst reichen Ernährung nehmen wir täglich durchschnittlich 0,4 g Fisetin auf.
Wirkungen
Fisetin verfügt über zahlreiche die Gesundheit und Langlebigkeit unterstützende Wirkungen und ist bekannt für seine antioxidativen und nitrosativen, antimikrobiellen, anti-inflammatorischen, anti-diabetischen Eigenschaften und die Mitochondrien schützenden Effekte. Seine senolytischen Eigenschaften werden immer besser erforscht und machen es zu einem Interessanten Wirkstoff zur Vorbeugung von Neurodegeneration-Krankheiten, wie Alzheimer, Parkinson, Huntington. Reaktive Sauerstoffspezies (ROS) und Stickstoff-Spezies (RNS) greifen Neuronen an, verursachen Lipidperoxidation, steigern die Protein-Glykolisierung und Entzündungsreaktionen, die auch die Hautstrukturen zerstören.
Pharmakologische Wirkung
In Zellkulturen und Tierexperimenten konnte die senolytische und anti-neoplastische Wirkung von Finestin gezeigt werden. Studien belegen, dass Fisetin das Langzeitgedächtnis fördert.
Über die senolytische Wirkung von Fisetin in Zellkulturen ist bereits mehrfach berichtet worden. Dabei wurde die Substanz in Konzentrationen von 1-50µg/ml eingesetzt.
Sowohl in Zellkulturen als auch in Mäusen konnte eine senolytische Wirkung von Fisetin gezeigt werden.
Bei den untersuchten Mäusen führte die orale Verabreichung von Fisetin zu einer Verzögerung von Krankheitssymptomen und zu einer verlängerten Lebensspanne.
Wesentlich für diese Wirkungen ist die Verminderung altersinduzierter Signalwege und die Förderung der Apoptose.
Erklärt werden die Wirkungen durch die Aktivierung von Sirtuin, einem lebensverlängernden und Stress-abwehrendem Protein, der Blockade des P13K-Akt-Signalwegs, der Hemmung der Topoisomerase und anderer anti-apoptischen Faktoren z.B. Proteine der Bcl-2-Gruppe.
Fisetin kann sogar zu einem Teilungsstopp von Pankreaskarzinomzellen in der G1-Phase des Zellzyklus führen.
Nahrungsergänzung
Die vielfachen bioaktiven, zellschützenden und senolytischen Eigenschaften machen Fisetin zu einem Vitalstoff, der in Nahrungsergänzungspräparaten als gesundheitsförderndes und neuroprotektives Phytamin eingesetzt wird.
Hier werden Dosierungen von 100 bis 500mg/Tag verwendet.
Senolytika und Zombiezellen
Zombiezellen haben im Gegensatz zu jungen, aktiven Zellen ihre Fähigkeit zur Teilung verloren und erneuern das Gewebe nicht mehr. Sie begünstigen Alterungsprozesse und gesundheitliche Beschwerden. Mit zunehmendem Alter sammeln sich diese seneszenten Zellen im Körper an und tragen auch zur Hautalterung bei.
Gesunde Zellen teilen sich nur so lange, bis sich die Telomere auf eine kritische Länge verkürzt haben. Dann stellt die Zelle ihre Teilung ein, um DNA-Schäden zu vermeiden. Sie wird seneszent, bleibt jedoch weiterhin stoffwechselaktiv. Diese Zombiezellen scheiden Stoffe wie Zytokine und Proteasen aus, die Entzündungsprozesse im Körper fördern und so Alterserscheinungen begünstigen. Mit ihrem Verbleib im Zellverband erhöhen sie das Risiko für altersbedingte Erkrankungen wie Demenz, Diabetes und Krebs.
In jüngeren Jahren können Zombiezellen zwar durch ihre entzündungsfördernde Wirkung eine Rolle in der Wundheilung spielen, werden aber mit zunehmendem Alter problematisch.
Aufgrund der nachlassenden Leistungsfähigkeit des Immunsystems werden seneszente Zellen nicht mehr vollständig entfernt und setzen zellschädigende und entzündungsfördernde Substanzen frei. Diese Erscheinung wird als Senescence Associated Secretory Phenotype (SASP) bezeichnet.
Auch oxidativer Stress und Nitro-Stress verursachen seneszente Zellen, die degenerative Prozesse in allen Geweben, einschließlich der Haut, beschleunigen. Verschlechterung der Wundheilung, verminderte Spannkraft, Faltenbildung, Pigmentflecken sowie nachlassender Haarwuchs und Haarausfall sind die Folgen.
Seneszente Zellen schädigen das umliegende Gewebe, lassen es ebenfalls altern und bilden so zu sagen Netze, durch die sie dem Zelltod entgehen. Hier kommen Senoytika ins Spiel.
Der Schlüsselbegriff, um den sich die Effekte von Fisetin drehen, lautet Senolytika.
Diese Substanzen wirken auf seneszente Zellen (Zombiezellen) pro-apoptotisch, d.h., sie töten diese ab oder leiten deren Auflösung ein (Senolyse). Die Apoptose, also der Zelltod, wird meist durch Hemmung von anti-apoptotischen Enzymen und den entsprechenden Signalwegen erzielt.
Als Senolytika mit Anti-Aging-Wirkungen sind u.a. Quercetin und Fisetin erkannt worden. Diese Moleküle tragen dazu bei, Zombiezellen abzutöten und die benachbarten Zellen vor vorzeitiger Alterung zu schützen.
Fisetin für länger junge Haut
Die Ansammlung seneszenter Fibroblasten, chronische Entzündungen und Kollagenveränderung sind typische Veränderungen der alternden Haut, die Falten, Elastizitätsverlust, Pigmentflecken aufweist.
Wie eine Studie nahelegt (Takaya et al.). könnte Fisetin, die auf seneszente Veränderungen beruhenden Erscheinungen stoppen und sogar rückgängig machen und als Anti-Aging-Substanz auf seneszente Fibroblasten in alternder Haut wirken. Es eliminierte selektiv dermale Fibroblasten in Maus/Menschen-Hautmodellen. Der Effekt beruht auf der Herbeiführung des Zelltods durch Apoptose.
Die mit Fisetin behandelte seneszenten Hauttransplantate wiesen gesteigerte Kollagendichte und Verminderung des Seneszenz-assoziierte Sekretions-Phänotyps, einschließlich Reduktion von Matrixmetalloproteinasen und Interleukinen auf. Es wurden keine nachteiligen Wirkungen beobachtet.
Damit bietet sich das Flavonol an, um die Hautalterung durch selektive Entfernung seneszenter dermaler Fibroblasten und SASP-Hemmung zu bremsen und als innovativer Anti-Aging-Wirkstoff eingesetzt zu werden. Hinzu kommt auch seine schützende und fördernde Wirkung auf die Mitochondrien, die Energieproduzenten im Körper.
Vorteile und Nachteile von Fisetin
Das chemisch als 3,7,3‘,4‘-Tetrahydroxyflavon beschriebene Fisetin hat die Struktur eines Diphenylpropans mit zwei aromatischen Ringen, die über einen sauerstoffhaltigen heterozyklischen Ring verbunden sind. Seine Struktur gibt Hinweis auf die Bioaktivität und die antioxidativen Eigenschaften des Moleküls.
Mit der Keto-Gruppe und den vier OH-Gruppen ist es in der Lage, Entzündungen zu reduzieren.
Fisetin hat sich bisher in Studien zur Prävention neurodegenerativer Krankheiten bewährt, wobei seine antioxidativen, nitrosativen und senolytischen Eigenschaften die Nervenzellen vor Neuroinflammation, Neurotoxizität und apoptotischer Degeneration schützen und die mitochondriale Funktionsfähigkeit erhalten.
Ein Nachteil von Fisetin hinsichtlich seiner positiven Effekte ist die mäßige Bioverfügbarkeit. Diese ist bedingt durch seine hohe Lipophilie, schlechte Wasserlöslichkeit und den schnellen Metabolismus. Die Co-Kristallisation mit Koffein oder Nicotinamid könnte die Löslichkeit verbessern. Die Bioverfügbarkeit könnte durch Liposomen und Nanoemulsionen gesteigert werden.
Physikalische und chemische Eigenschaften
Andere Bezeichnungen: Cotinin, 3,7,3‘,4‘-Tetrahydroxyflavon
Farbe: gelber bis ockergelbe Pflanzenfarbstoff
Summenformel: C15H10O6
Molmasse: 286,2 g/mol
Dichte: 1,68 g/ml
Schmelzpunkt: 330°C
Form: gelbe Nadeln
Aggregatzustand: fest
Löslichkeit: gering in Wasser; unlöslich in Benzol, Chloroform, Ether; löslich in organischen Lösungsmitteln wie Alkohol, Aceton, Essigsäure, DMSO
Steckbrief; Finestin als kosmetischer Wirkstoffe
INCI: Fisetin
CAS-Nr. 528-48-3
Wirkungen: schützt gegen Oxidations- und Nitrostress (ROS / RNS), anti-inflammatorisch, antimikrobiell, Mitochondrien-Schutz, senolytischer Effekt (gegen Zombie-Zellen)
Formulierungen: Liposomen, Nanoemulsionen, Anti-Aging-Produkte zur Hautpflege und Haar-/ Kopfhautpflege
Empfohlene Einsatzkonzentration: 1 – 5%
Fisetin: eine vielversprechende Option
Zombiezellen und senolytische Wirksamkeit sind Begriffe, die für innovative Anti-Aging-Antworten in der Kosmetik an Bedeutung gewinnen.
Wirksame Hautpflege gegen Zombiezellen setzt auf auf Antioxidantien, Wirkstoffe, die die Leistungsfähigkeit der Mitochondrien und den Abbau alternder Zellen unterstützen: senolytisch wirken. Sie sollten präventiv eingesetzt werden, könnten aber auch bereits vorhandene Alterungsveränderungen rückgängig machen. Viele Studien bestätigen die Wirkung des Pflanzenfarbstoffs Fisetin.
Cosmacon nimmt die Herausforderung an, ihn in zukunftsfähigen Hautpflegeprodukten einzusetzen.
Wir freuen uns auf Ihre interessierten Anfragen.
Lesen Sie auch in unserem Blog > Zombiezellen
Literatur
Gröber (2024, BK Nutri network) Das Flavonol Fisetin im Kampf gegen neurodegenerative Erkrankungen
Lemaitre (2024). Looking for the philosopher’s stone: Emerging approaches to target the hallmarks of aging in the skin
Maher, Akaishi, Abe (2006) Flavonoid fisetin promotes ERK-dependent long-term potentiation and enhances memory
Scudellari (2017) Zombies töten, um jung zu bleiben
Takaya et al (2024) Fisetin, a potential skin rejuvenation drug that eliminates senescent cells in the dermis
Yousefzadeh et al. (2018) Fisetin is a senotherapeutic that extends health and lifespan
Zhu, Doornebal et al.(2017) New agents that target senescent cells: the flavone, fisetin, and the BCL-XL inhibitors, A1331852 and A1155463
Efficacy of FRO on Acne Vulgaris Pathogenesis.
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Senolytic drugs: from discovery to translation.
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Fisetin Promotes Hair Growth by Augmenting TERT Expression.
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