Leptospermum

Manukaöl, Manukablüte, Manukahonig

Im südöstlichen Australien und in den Bergregionen von Neuseeland ist die Manuka (Leptospermum scorparium) heimisch, eine Pflanzenart, die zur Familie der Myrtengewächse gehört. Sie wird auch Neuseelandmyrte oder Südseemyrte genannt und kann bis zu acht Meter hoch werden. Der robuste Strauch trägt zwischen Mai und Juni weiße bis rötliche Blüten und benötigt zum Gedeihen nur wenige Nährstoffe.

Schon der englische Botaniker und Naturforscher Joseph Banks (1743 bis 1820), der zum Expeditionsteam von James Cook gehörte, beobachtete, dass die Maori verschiedene Pflanzenteile der Manuka gegen Magen-Darm-Beschwerden, Erkältungen, Hautkrankheiten und Blasenentzündungen einsetzten. Banks war es wenig später auch, der erstmals die Möglichkeit einer medizinischen Anwendung in Europa in Betracht zog. Für die Maori galt der Strauch damals sogar als heiliger Baum. Das indigene Volk bereitete aus den Pflanzenteilen einen Sud zu, was dazu führte, dass sich im englischsprachigen Raum die Bezeichnung „tea tree“ (Teebaum) durchsetzte. Die Manuka darf allerdings nicht mit dem Australischen Teebaum (Melaleuca alternifolia) verwechselt werden.

Nach der Entdeckung geriet die Manuka jedoch erst einmal in Vergessenheit. Erst 1925 wurde sie durch den australischen Chemiker Penfold wieder in Erinnerung gebracht. Er fand nämlich heraus, dass das Öl von der Manuka gegen Bakterien etwa zehnmal stärker wirkt als die bis dahin übliche Karbolsäure. Nun wurde auch die neuseeländische Regierung aufmerksam und gab aufwendige Studien in Auftrag, die sowohl die Hautverträglichkeit als auch die Wirkung des Leptospermums nachwiesen.

Es dauerte nicht lange, bis aus den Zweigen und Blättern des Manukabaumes durch Wasserdampfdestillation Leptospermum gewonnen werden konnte. Um ein Kilogramm Leptospermum herzustellen, werden noch heute 150 Kilogramm Pflanzenteile benötigt. Anbau und Produktion des Öls werden in Neuseeland mittlerweile auch subventioniert. Aufgrund der sehr guten Verträglichkeit ist Leptospermum inzwischen eine echte Alternative zum klassischen Teebaumöl.

 

Das steckt in Leptospermum

Leptospermum ist reich an Sesquiterpenen (Cadinenen), ihr Anteil liegt bei 65 bis 68 Prozent. Cadinene fördern die Regenerierung von Haut und Schleimhäuten und tragen somit zur Wundheilung bei. Der Stoff ist ausgesprochen hautfreundlich und hat einen positiven Effekt auf allergische Reaktionen der Haut, denn er reguliert die Ausschüttung von Histaminen. Zweitwichtigste Bestandteile sind mit einem Anteil von rund 25 Prozent die Triketonen Flaveson, Isoleptospermon und Leptospermon. Die Ketonkörper mit den drei Carbonylgruppen können das Konzentrationsvermögen und die Leistungsfähigkeit erhöhen, denn durch sie beziehen Organe wie das Gehirn schneller Energie aus Fetten. Leptospermon hat im Vergleich zu Teebaumöl eine deutlich stärkere Wirkung auf Pilze und Bakterien, ist aber trotzdem sehr hautfreundlich.

Der Wirkstoff Sesquiterpenol ist zu fünf bis sechs Prozent in Leptospermum enthalten. Sesquiterpenol trägt dazu bei, den Hormonhaushalt auszugleichen, da der Stoff auf die Hypophyse und den Hypothalamus wirkt. Er kräftigt das Bindegewebe, sorgt für ein gut funktionierendes Immunsystem und stärkt die Lymphgefäße.

Mit einem Anteil von drei Prozent sind im Leptospermum auch Terpene (Monoterpene) enthalten, welche die Produktion von entzündungshemmenden Stoffen ankurbeln. Und auch Cineol sollte erwähnt werden, wenngleich im Leptospermum nur Spuren nachweisbar sind. Das geringe Vorkommen ist in diesem Fall aber sogar von Vorteil, denn in hohen Dosierungen wird der Stoff oft nicht so gut vertragen. Cineol ist hilfreich bei Erkältungen und Atemwegserkrankungen und verleiht dem Öl eine leichte Schärfe.

 

Die Anwendung von Leptospermum

Naturreines Leptospermum hat einen ausgleichenden Einfluss auf das seelische Wohlbefinden. Es wirkt beruhigend auf das Nervensystem und erweist sich bei innerer Unruhe als hilfreich. Es kann bei Erkältungen inhaliert werden und hilft eingerieben oder als Massageöl bei Verspannungen und Muskelkater. Die spasmolytische (entspannende) Wirkung auf die Muskulatur konnte in einer britischen Studie 2000 belegt werden. 2016 bestätigten taiwanesische Forscher eine mögliche Anwendung bei der Behandlung von immunbedingten Krankheiten und Infektionen. Der Effekt ist vor allem auf die antimikrobiellen und entzündungshemmenden Eigenschaften des Öls zurückzuführen.

Und auch im kosmetischen Bereich wird Leptospermum besonders gerne bei entzündeter, juckender und/oder allergischer Haut eingesetzt, es ist also immer dann ein optimales Mittel, wenn die Haut Schutz und Heilung braucht. Auch bei schlecht heilenden Wunden, Fieberbläschen, Pilzkrankheiten und Schuppenflechte zeigt es eine gute Wirkung. So erzielten deutsche Forscher im Jahre 2006 bei vaginalen Pilzinfektionen eindeutige positive Ergebnisse.

Des Weiteren sprach sich ein Forscherteam der Universität Heidelberg unter der Leitung von Prof. Jürgen Reichling dafür aus, Leptospermum auch bei Herpes einzusetzen. Das Team hatte zuvor die hemmende Wirkung des Öls beim Herpes Simplex Virus Typ 1 und auch beim Typ 2 untersucht und kam zu dem Schluss, dass die antivirale Wirkung noch vor der Penetrierung der Zellen durch die Krankheitserreger gegeben ist.

Für viele Wissenschaftler gilt Leptospermum sogar schon als Breitbandantibiotika der Zukunft, da es nicht nur gegen Listerien und Streptokokken verblüffend wirksam ist.

Einsatzmöglichkeiten gibt es beispielsweise auch bei Karies und Zahnfleischerkrankungen. Schon mit einer 0,2-prozentigen Lösung können schädliche Bakterien im Mund abgetötet werden.

 

In einer Studie der „Korea University Medical School“ wurde im Jahre 2013 zudem nachgewiesen, dass Leptospermum eine Anti-Aging-Wirkung besitzt. Diese wiederum steht im Zusammenhang mit der inhibitorischen Aktivität gegen Hautentzündungen, die durch UV-Bestrahlung verursacht wurden.

Prof. Dr. Thomas Henle von der TU Dresden bestätigte 2016 die antibakteriellen und entzündungshemmenden Eigenschaften im Rahmen von Aknebehandlungen, nachdem bereits zuvor mehrere Studien entsprechende wissenschaftliche Ergebnisse vorlegen konnten.

Anwenden lässt sich Leptospermum übrigens nicht nur als reines Öl, sondern auch als Inhaltsstoff in Cremes, Ölmischungen und Salben. Es zeigt bereits bei geringer Dosierung eine gute Wirkung, oft genügen schon einige Tropfen, um einen heilenden Effekt zu erzielen.

Grundsätzlich muss jedoch beachtet werden, dass allergische Reaktionen nicht vollständig ausgeschlossen werden können.

Interessante Info am Rande: Leptospermum wurde auch bereits für die Behandlung von Ohr- und Hautinfektionen bei Hunden klinisch getestet. Gegen den Methicillin-resistenten Erreger Staphyloccus pseudintermedius konnte bei den Tieren dabei eine besonders gute Wirksamkeit festgestellt werden.

 

Steckbrief Leptospermum

Botanischer Name: Leptospermum scoparium

INCI: Leptospermum scoparium branch/leaf oil

CAS-Nummer: 219828-87-2

Beschreibung: eine hellgelbe bis gelbbraune Flüssigkeit und ein Geruch, der dezent an Honig erinnert

Wirkung: bakterien- und pilzfeindlich, immunsystemstärkend, schmerzlindernd, hilfreich bei Narben, Neurodermitis, Insektenstichen, Erkältungen sowie Erschöpfung und Stress, zur Raumluftverbesserung geeignet

Anwendung: Leptospermum kann unverdünnt, verdünnt oder in Mischungen angewendet werden.

 

Manuka-Honig

Im 20. Jahrhundert entdeckte Dr. Peter Molan, ein Experte für Honig, die außergewöhnliche Wirkung des Manuka-Honigs, der inzwischen nach dem sogenannten „Molan Gold Standard“ (MGS) auf Reinheit verifiziert werden muss. Er hat ähnliche Vorteile wie Leptospermum.

Aus dem Blütennektar der Manuka erzeugen Bienen den Manuka-Honig, der ebenfalls antibakterielle Aktivitäten vorweist und traditionell als Naturheilmittel eingesetzt wird. Dank seines hohen Polyphenol- und Mineralstoff-Gehalts ist er auch in der Kosmetik eine echte Wunderwaffe. Er stimuliert beispielsweise die Fibroblasten, die Kollagen produzieren, fördert die Reparatur von Hautschäden, und hilft gegen Unreinheiten.

Inzwischen konnte sich der Honig jedoch auch in anderen Bereichen durchsetzen. In der Kinderklinik der „Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität“ in Bonn wird beispielsweise ein auf Manuka-Honig basierendes Präparat schon seit geraumer Zeit für die Wundpflege bei Kindern genutzt. In einer Berliner Klinik für Anthroposophische Medizin (Abteilung für Diabetologie) findet Manukahonig in der Behandlung von schwer heilenden Wunden und insbesondere beim diabetischen Fußsyndrom komplementär zu konventionellen Methoden Anwendung. Er soll bewirken, dass die Wunden besser und schneller heilen. Außerdem soll er dafür sorgen, dass sich weniger Narben bilden.

Empfohlen wird Manuka-Honig jedoch in erster Linie für nicht-chronische Wunden, wie sie nach einem chirurgischen Eingriff, infolge einer Verletzung oder nach einer Strahlentherapie auftreten.

Das Anwendungsspektrum ist im Vergleich zum Leptospermum aber insgesamt breiter, denn der Honig kann natürlich auch verzehrt werden. Eine einfachere und präzisere Dosierung gewährleistet jedoch Leptospermum.

 

Das ist bei der Anwendung von Leptospermum zu beachten

Generell ist Leptospermum etwa drei bis fünf Jahre haltbar. Nimmt es eine sehr intensive gelbe Farbe an, sollte es nicht mehr verwendet werden.

Außerdem wird von einer Anwendung von Leptospermum in der Schwangerschaft abgeraten.

 

Leptospermum und Manukahonig in der Kosmetik

Leptospermum ist das kostbarste Teebaumöl und nicht nur hautverträglicher, sondern auch effektiver als das australische Teebaumöl. Seine Einsatzmöglichkeiten sind außergewöhnlich vielfältig, da es antimikrobiell, entzündungshemmend, entspannend, beruhigend, desinfizierend und antiseptisch wirkt. Und auch Manuka-Honig besitzt viele wertvolle Eigenschaften, die sich bereits einige Krankenhäuser zunutze machen. Wer hochwertige Kosmetikpräparate aus oder mit Leptospermum beziehungsweise Manukahonig verwendet, profitiert von einem einzigartigen Naturprodukt, das quasi frei von Nebenwirkungen ist.