Polyglutaminsäure
Polyglutaminsäure ist ein Biopolymer, das in verschiedenen Organismen auf natürliche Weise vorkommt. So wird es beispielsweise von Archaeen, Bakterien und Cnidarien (Nesseltieren) synthetisiert. Diese Lebewesen nutzen Polyglutaminsäure als Klebstoff und schleimige Schutzschicht. Sie ist auch ein Hauptbestandteil von Natto, der traditionellen japanischen Speise, die aus Sojabohnen hergestellt wird. Dabei werden die gekochten Sojabohnen mithilfe von speziellen Bakterien fermentiert, wodurch sich ein sehr zäher und fadenartiger Schleim bildet. Dieser ist für den charakteristischen Geruch und das außergewöhnliche Aroma der Speise verantwortlich. Polyglutaminsäure ist aber nicht nur essbar, sondern auch biologisch abbaubar, wasserlöslich und natürlich vollkommen ungiftig. In der Pharmaindustrie wird Polyglutaminsäure schon recht lange eingesetzt, und zwar als Verpackung für Arzneimittel, denn das Biopolymer ist immunologisch neutral. Eine Studie aus dem Jahre 2016 ergab zudem, dass Nahrungsergänzungsmittel mit PGA die Bioverfügbarkeit von Kalzium nachhaltig erhöhen und somit Osteoporose vorbeugen können. Im Nahrungsmittel- und Kosmetikbereich dient die Substanz dagegen in erster Linie als sehr effizientes Feuchthaltemittel. Und nicht nur das: Viele Forscher behaupten sogar, dass Polyglutaminsäure wirksamer und besser als Hyaluronsäure sei. Doch ist da tatsächlich etwas dran? Welche Vorteile bietet die Substanz im Kosmetikbereich?
Polyglutaminsäure und ihre Wirkung
In der kalten Jahreszeit, aber auch bei Stress und nach ausgiebigen Sonnenbädern benötigt unsere Haut eine Extraportion Pflege. In diesem Zusammenhang spielen Pflegeprodukte mit fermentierten Wirkstoffen eine immer größere Rolle. Dazu gehört vor allem Kosmetik mit Hyaluronsäure, die mithilfe von Fermentation gewonnen wurde. Dieser bekannte Wirkstoff ist schon lange dafür bekannt, dass er sehr viel Wasser speichern kann: bis zu sechs Liter pro Gramm! Ein wahrlich beeindruckender Wert, der eigentlich kaum zu toppen ist, oder? Polyglutaminsäure hat nicht nur ähnliche, sondern sogar noch bessere Eigenschaften. Allerdings ist die Substanz noch relativ neu auf dem Kosmetikmarkt, wodurch Experten derzeit noch von einer echten Geheimwaffe sprechen. Sie soll bis zu zehn Mal mehr Feuchtigkeit speichern können als die ohnehin schon rekordverdächtige Hyaluronsäure. Mittlerweile setzen darum auch immer mehr Hersteller auf das neue Anti-Aging-Wunder. Mit gutem Grund, denn Polyglutaminsäure verfügt über wirklich bemerkenswerte Fähigkeiten.
Eigenschaften von Kosmetika mit Polyglutaminsäure
Da ist einmal der schon angesprochene Anti-Aging-Effekt. Ein hochwertiges Kosmetikprodukt mit Polyglutaminsäure kann die Haut geschmeidiger und glatter machen. Der Teint erhält einen frischen und ganz dezenten Glanz und wirkt dadurch jugendlicher und vitaler. Die Haut wird perfekt befeuchtet und vor Austrocknung geschützt. Da sich nach der Anwendung eines Produktes mit Polyglutaminsäure ein ganz leichter Film auf der Haut bildet, kann Feuchtigkeit nicht mehr so leicht entweichen. Dieser Effekt führt dazu, dass Fältchen und feine Linien zurückgehen und nicht mehr so stark sichtbar sind. Die Wirkung macht sich in der Regel sofort nach der Anwendung bemerkbar. Außerdem wird die Haut zunehmend elastischer. Hat die Hautalterung bereits eingesetzt, kann das Biopolymer seine Stärken voll ausspielen. Die Substanz ist nämlich darüber hinaus auch in der Lage, das Enzym Hyaluronidase zu hemmen, das den körpereigenen Hyaluronsäure-Gehalt mit zunehmendem Alter reduziert. Oder anders ausgedrückt: Wird das Enzym durch PGA gehemmt, nimmt der Anteil an natürlicher Hyaluronsäure in der Haut nicht so stark ab und der Wasserhaushalt bleibt länger in einem optimalen Gleichgewicht.
Allerdings profitieren auch jüngere Menschen von Polyglutaminsäure, denn sie kurbelt die Zellerneuerung an. Gleichzeitig wird das Zellwachstum gesteigert. Beide Effekte tragen maßgeblich zu einer natürlichen Hautregeneration bei. Somit bietet sich Polyglutaminsäure auch schon in jungen Jahren (etwa ab 30) als wirksamer Inhaltsstoff für anspruchsvolle Pflegeprodukte an.
Polyglutaminsäure: Besser als Hyaluronsäure?
Polyglutaminsäure kann Hyaluronsäure also tatsächlich das Wasser reichen und wird von einigen Wissenschaftlern sogar schon als neuer Kosmetik Super-Star bezeichnet. Wird die bisherige Wunderwaffe Hyaluronsäure somit demnächst in der Versenkung verschwinden? Nein, auf keinen Fall! Zwar bietet Polyglutaminsäure eine deutlich bessere Wasserbindungskapazität, sie entfaltet ihre Wirkung aber hauptsächlich in den oberen Hautschichten, denn sie besitzt ein verhältnismäßig großes Molekulargewicht. Dort übernimmt sie die Funktion eines Schutzschildes und verhindert, dass Feuchtigkeit entweichen kann. Es ist aber auch wichtig, dass in den tieferen Hautschichten ein Effekt eintritt, denn auch dort muss eine optimale Feuchtigkeitsversorgung sichergestellt werden. Dafür ist wie gewohnt die Hyaluronsäure zuständig. Sie dringt tief in die unteren Hautschichten ein, während Polyglutaminsäure die Feuchtigkeit von oben einschließt. Nach Möglichkeit sollten also beide Substanzen – Polyglutaminsäure und Hyaluronsäure – in die Pflegeroutine integriert werden. Dies wird auch bereits von einigen Herstellern umgesetzt: Es gibt mittlerweile etliche hochwertige Produkte, die sowohl Polyglutaminsäure als auch Hyaluronsäure enthalten. Alternativ können beide Wirkstoffe natürlich auch einzeln in hochwertige Rezepturen eingebunden werden.
Nachteil von Polyglutaminsäure
Der bislang einzige bekannte „Nachteil“ von PGA: Der Wirkstoff ist relativ teuer und kommt daher vorwiegend in exklusiver Kosmetik aus dem höheren Preissegment zum Einsatz. Hinweise auf eventuelle allergische Reaktionen liegen zum aktuellen Zeitpunkt übrigens noch nicht vor, können aber natürlich nicht ganz ausgeschlossen werden.
PGA bietet sich vor allem für Pflegecremes und Gele, aber auch für Seren an. Für die empfindliche Augenpartie kann die Substanz ebenfalls verwendet werden: um „Krähenfüße“ zu mildern beispielsweise. Außerdem ist der Wirkstoff in einigen Haarspülungen zu finden, da er das Haar geschmeidig und leicht kämmbar macht.
Steckbrief Polyglutaminsäure (Abkürzung: PGA)
INCI: Polyglutamic Acid (alternativ: Natto Gum)
CAS-Nummer: 25736-27-0
INCI: Sodium Polyglutamate
CAS-Nummer: 28829-38-1
INCI: Potassium Hydrolyzed Polygamma-Glutamate
Beschreibung: ein ungiftiges, essbares und biologisch abbaubares Polymer, das in den verschiedensten Organismen vorkommt
Gewinnung: aus fermentierten Sojabohnen
Wirkung: hält den Feuchtigkeitsgehalt in der Haut aufrecht, speichert deutlich mehr Wasser als Hyaluronsäure, kann Falten und Linien in der Haut mildern, macht den Teint elastischer, stimuliert die Zellregeneration
Einsatzbereiche: insbesondere für den Anti-Aging-Bereich geeignet, bietet sich aber auch zur Pflege von junger Haut an
Wir arbeiten gerne mit diesen PGA-Wirkstoffen:
Handelsname | INCI Name | Hersteller | Bemerkung |
---|---|---|---|
SilkyGel | Natto Gum | Onlystar Bio-Technology Co., Ltd | |
Hydrafilm 3MW | Glyceryl Polymethacrylate + Butylene Glycol + Natto Gum + Hyaluronic Acid | The Innovation Company | |
Phyto COLLAGE 20B | Natto Gum | ICHIMARU PHARCOS CO., LTD. | |
GAMMA-Oligo | Potassium Hydrolysed Polyglutamate | Rahn AG | ca. 1000 Dalton |
GAMMA-MAX | Sodium Polyglutamate + Natto Gum | Rahn AG | ca. 2 Mio Dalton |
Phytocollagen PF | Water + Butylene Glycol + Natto Gum | Macrocare Tech Co., Ltd. | |
Hydrasoft Sea | Water + Chondrus Crispus Extract + Natto Gum | The Innovation Company | |
Creanatural Biocollagen | Water + Glycerin + Butylene Glycol + Zea Mays (Corn) Starch + Natto Gum | The Innovation Company |
Polyglutaminsäure für anspruchsvolle kosmetische Formulierungen
PGA ähnelt zwar der bekannten Hyaluronsäure, ist in einer Hinsicht aber sogar besser. Sie kann nämlich deutlich mehr Feuchtigkeit halten und wird darum auch als neue Geheimwaffe für trockene und reife Haut gefeiert. Aufgrund ihres hohen Molekulargewichts bildet sie einen zarten und ganz leichten Film auf der Haut, der kleine Fältchen und Linien verschwinden lässt und dem Teint Frische und Elastizität verleiht. Die oberen Hautschichten werden optimal mit Feuchtigkeit versorgt, so dass sich das Gesicht – auch im Winter – weich und geschmeidig anfühlt. Schon jetzt gilt Polyglutaminsäure als DIE Innovation auf dem Kosmetikmarkt. Gerne formuliert Cosmacon diesen Premium-Wirkstoff für Ihre exklusiven Kosmetik-Produkte.
Literature
Choi JC, Uyama H, Lee CH, Sung MH.J Microbiol Biotechnol. 2015 Mar;25(3):407-12.
Promotion Effects of Ultra-High Molecular Weight Poly-γ-Glutamic Acid on Wound Healing.
Choi JC, Uyama H, Lee CH, Sung MH.J Microbiol Biotechnol. 2015 Jun;25(6):941-5.