Ringelblumenextrakt
Botanik
Die Gattung Calendula LINNÉ gehört zur Familie der Asteraceae. Medizinisch und kosmetisch verwendet werden nur zwei Arten, die Calendula arvensis und die Calendula officinalis. Die Ringelblume, wie Calendula officinalis L. auch im Volksmund heißt, wird hauptsächlich im Mittelmeerraum angebaut. Als Kulturpflanze ist die Ringelblume auch auf dem Balkan, in Osteuropa, den Niederlanden zu finden.
Calendula officinalis wird durchschnittlich 30-50 cm hoch und zeigt wechselständige Blätter, die 10-15 cm lang und 3-4 cm breit sind. Jeder Stängel oder Seitenzweig trägt an seiner Spitze ein Blütenkopf mit einem Durchmesser von 2 bis 5 cm, so dass die Pflanze bis zu 50 Blüten haben kann. Die Blütezeit ist von Mai bis zum Herbst und die Färbung der Blüten reicht von hellgelb bis dunkel-orange. Blütenstände mit mehreren Kreisen werden vorwiegend zur Gewinnung des Extraktes genutzt.
Die Frequenz der Blütenernte ist hoch und alle 6 bis 8 Tage wird geerntet. Nach dem Trocknen der Blüten werden die Kelche entfernt, um die reinen Zungenblüten nutzen zu können.
Inhaltsstoffe im Ringelblumenextrakt
Die Hauptinhaltsstoffe der oberirdischen Pflanzenteile von Calendula officinalis sind Triterpenalkohole, Triterpenglykoside, Sterole, Carotinoide, Flavonoide und Polysaccharide. Nachgewiesen in kleineren Anteilen sind auch noch Cumarine, Phenole, ätherische Öle und Allantoin zu nennen.
In Calendula officinalis-Blüten finden sich viele pentacylischen Triterpenalkoholen in Form von Monohydroxy-, Dihydroxy- und Trihydroxtriterpenen.
In den getrockneten Blüten finden sich etwa 0,6 % Monoalkohole, davon sind ernteabhängig bis zu 14 % a-Amyrin, ca. 26 % b-Amyrin, ca. 6 % Lupeol, bis zu 2,8 % Taraxasterol und als Hauptkomponente 51 % y-Taraxasterol. Etwa 10 % der Monoalkohole liegen verestert als Acetate vor.
In den oberirdischen Pflanzenteilen von Calendula officinalis sind 98 % der Diole verestert, überwiegend mit C12-, C14 und C16-Fettsäure (Laurin-, Myristin- und Palmitinsäure). 98 % der Diole liegen als Monoester vor, nur 2 % als Diester. Der Gehalt an Triterpendiol-3-monoestern schwankt von 2 bis 4 %, davon sind etwa 85 % Ester des Faradiols, 6 % Ester des Calenduladiols und 5 % Ester des Breins. Weiterhin sind noch geringe Gehalte an Estern des Maniladiols und des Arnidiols enthalten.
In den Blüten sind ca. 0,2 % Triterpentriole enthalten, hauptsächlich in freier Form, neben einem geringen Anteil als Monoester. Die Triterpentriole setzen sich überwiegend zusammen aus Longispinogenin, Heliantriol B0, Ursatriol, Heliantriol B1 und Heliantriol B2 . Die getrockneten Blüten von Calendula officinalis enthalten 2-10 % Oleanolsäureglykoside, die auch Saponoside genannt werden. Die 3. OH-Gruppe der Oleanolsäure ist glykosidisch mit D-Glucuronsäure verbunden, die ihrerseits an ß-D-Glucose und/oder an ß-Galactose gebunden ist.
Die Farbe der Blüten ist auf einen hohen Gehalt an Carotinoiden zurückzuführen. Je nach der Farbe der Blüten lassen sich zwei Gruppen unterscheiden: die orangefarbenen Arten zeichnen sich durch ihren Gehalt an Carotinen aus, während in den gelb blühenden Arten vorwiegend Xanthophylle enthalten sind.
Die intensiv orange gefärbten Zungenblüten haben den höchsten Carotinoidgehalt, der bis zu 1,5 % betragen kann.
Der Flavonoidgehalt der Blütenextrakte liegt zwischen 0,3 und 0,8 %. In den Calendula officinalis-Blüten konnten Flavonolglykoside mit Isorhamnetin oder Quercetin als Genin (Genin oder Aglykon ist in der Chemie eine Zuckerfreie-Komponente, wobei die Glycosylgruppe eines Glycosides durch ein Wasserstoffatom ersetzt wurde) nachgewiesen werden, wobei die Gehalte klimabedingten Schwankungen unterliegen.
Die in den Blüten von Candelila officinalis enthaltenen Polysaccharide (ca. 30 % der Trockenblüten) setzen sich hauptsächlich aus Pektinen, Hemizellulosen und wasserlöslichen Polysacchariden zusammen. Bei den wasserlöslichen Polysacchariden handelt es sich um verzweigte saure Heteroglykane, deren Struktur Rhamnoarabino- bzw. Arabinogalactanen entspricht.
Kosmetische Wirkungen vom Ringelblumenextrakt
Aufgrund ihrer entzündungshemmenden, wundheilenden und antiirritativen Wirkung werden Formulierungen mit Ringelblumenextrakt sowohl in der Kosmetik als auch in der Dermatologie gerne verwendet. Neuere Studien zeigen, dass vor allem eine Anzahl von lipophilen Verbindungen für die antiinflammatorische Wirkung von topisch applizierten Produkten verantwortlich sind, während Saponine und Polysaccharide im Ringelblumenextrakt nur eine geringe endzündungshemmende Wirkung aufweisen.
Della Loggia et al. untersuchten den Einfluss des Extraktionsmittels auf die entzündungshemmende Wirkung von lipophilen Ringelblumenextrakten. Sowohl der alkoholische als auch der CO2-Extrakt (Extraktion mit überkritischem Kohlendioxid) zeigte eine dosisabhängige Wirkung, wobei der CO2-Extrakt eine wesentlich höhere Ödemhemmung bewirkte als der alkoholische Ringelblumenextrakt.
Inhaltsstoffe der CO2-Extrakte sind die freien Monole b-Amyrin, Lupeol, a-Amyrin, y-Taraxasterol und Taraxasterol sowie die Monoester der Diole Faradiol, Arnidiol und Calenduladiol.
Die entzündungshemmende Wirkung des CO2-Extraktes ist hauptsächlich auf die Anwesenheit der Triterpendiole zurückzuführen.
Diese Erkenntnisse bestätigen Della Loggia et al., wonach die OH-Gruppe am C16 des y-Taraxasterols die Aktivität erhöht und die Veresterung verringert. Hier wird es bestätigt, das lipophile Ester weniger stark penetrieren und somit eine geringere Wirksamkeit zeigen.
Im Vordergrund der Verwendung von Ringelblumenextrakt steht die äußerliche Anwendung bei schlecht heilenden Wunden, Hauterkrankungen, venösen Stauungen, Krampfadern und beim Dekubitus (Wundliegen). Ringelblumen-Formulierungen beschleunigt die Heilung von Wunden, fördert die Granulation des Gewebes und hemmen Entzündungsvorgänge. Daneben regt Ringelblumenextrakt die Durchblutung der Haut an, macht sie geschmeidiger und widerstandsfähiger gegen Irritationen.
In der Kosmetik werden Ringelblumenextrakte hauptsächlich zur topischen Applikation in Form von Cremes zur Hautpflege verwendet. Über die Verwendung in Hautpflegezubereitungen hinaus ist Ringelblumenextrakt auch in tonisierenden Gesichtswässern, Sonnenschutzmitteln, After Shaves, Lippenstiften, Badepräparaten, Haarshampoos und Seifen zu finden. Calendula-Extrakte sind oft auch in Zahnpflegeprodukten zu finden, um den therapeutischen und prophylaktischen Effekt der Ringelblume auf das Zahnfleisch zu nutzen.
Verträglichkeit
Ringelblumenextrakte werden bis zu einem Zusatz von 10% ohne gesundheitliches Risiko als Bestandteile für kosmetische Produkte wie Bäder, Hautschutzprodukte, sowie als Babypflegemittel verwendet werden. Durch die Abwesenheit von Sesquiterpenlactonen ist auch das Risiko von allergischen Reaktionen gering.
Qualität der Extrakte
Faradiol-3-myristat und Faradiol-3-palmitat sind zusammen mit 19 % die Hauptbestandteile von lipophilen Ringelblumenextrakten und neben dem Faradiol und dem y-Taraxasterol für die antiinflammatorische Wirkung verantwortlich. Die endzündungshemmende Wirkung von Calendula officinalis CO2-Extrakten ist direkt proportional zu ihren Faradiol-3-monoester Gehalten. Ein wirksamer Ringelblumenextrakt sollte daher auf Faradiol-3-monoestern als Leitsubstanzen qualifiziert werden.
Zusammenfassung:
Ringelblumenextrakt wird in der Kosmetikbranche häufig verwendet, da es eine Vielzahl von Vorteilen bietet. Es enthält reichlich an Vitaminen, Mineralien und Antioxidantien, die die Haut nähren und schützen. Ringelblumenextrakt ist auch entzündungshemmend und kann helfen, Rötungen und Irritationen zu reduzieren. Calendula hat auch eine feuchtigkeitsspendende Wirkung und kann helfen, die Hautelastizität zu verbessern. Es wird in verschiedenen kosmetischen Produkten wie Cremes, Lotionen, Masken und Serum verwendet. Fragen Sie doch noch Heute bei uns an und lassen Sie sich von Cosmacon beraten.
Quellen:
- Hansel, R., Keller, K., Rimpler, H., Schneider, G. (Hrsg.) (1992) Hagers Hand- buch der Parmazeutischen Praxis – Drogen A-D. Springer-Verlag, Berlin, 5. Auflage
- Isaac, O. (1992) Die Ringelblume, Botanik, Chemie, Pharmakologie, Toxikologie, Pharmazie und therapeutische Verwendung. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart.
- Isaac, O. (1994) Calendula officinalis L. – Die Ringelblume, Portrait einer Arzneipflanze. Z. Phytother. 16: 357-370
- Wichtl, M. (Hrsg.) (1997) Teedrogen und Phytopharmaka. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart.
- Wojciechowski, Z., Bohenska-Hryniewicz, M., Kucharczak, B., Kasprzyk, Z. (1972) Sterol and triterpene alcohol esters from Calendula officinalis. Phytochem. 11: 1165-1168
- Wilkomirski, B., Kasprzyk, Z. (1979) Free and ester-bound triterpene alcohols and sterol in cellar subtractions of Calendula officinalis. Phytochem. 18: 253-255
- Kasprzyk, Z., Pyrek, J. (1968) Triterpenic alcohols of Calendula officinalis L. flowers. Phytochem. 7: 1631-1639
- Kasprzyk, Z., Pyrek, J., Jolad, S. D., Steelink, C. (1970) The identity of calenduladiol and thurberin: a lupenediol found in marigold flowers and organ pipe cactus. Phytochem. 9: 2065-2066
- Sliwowski, J., Dziewanowska, K., Kasprzyk, Z. (1973) Ursadiol: a new triterpe- ne diol from Calendula officinalis flowers. Phytochem. 12: 157-160
- Avramova, S., Potarska, F., Apostolova, B., Petkova, S., Konteva, M., Tsekova, M., Kapitanova, T., Maneva, K. (1988) MBI Med. Biol. Inf. 28-33
- Steinegger, E. Hänsel, R. (1988) Lehrbuch der Pharmakognosie und Phytopharmazie. Springer Verlag, Berlin, 4. Auflag
- Piccaglia, R., Marotti, M., Chiavari, G., Gandini, N. (1997) Effects of harvesting date and climate on the flavonoid and carotinoid contents of marigold (Calendula officinalis L.). Flavour and Fragrance J. 12: 85-90
- Wagner, H., Proksch, A., Riess-Maurer, I., Vollmar, A., Odenthal, S., Stuppner, H., Jurcic, K., Le Turdu, M., Heur, Y. H. (1984) Arzneim.- Forsch./Drug Res. 34: 659-66
- Wagner, H., Proksch, A., Riess-Maurer, I., Vollmar, A., Odenthal, S., Stuppner, H., Jurcic, K., Le Turdu, M., Fang, J. V. (1985) Immunstimulierend wirkende Polysaccharide (Heteroglykane) aus höheren Pflanzen. Arzneim.- Forsch./Drug Res. 35: 1069-1075
- Varljen, J., Liptak, A., Wagner, H. (1989). Structural analysis of a rhamnoara- binogalactan and arabinogalactans with immuno-stimulating activity from Calendula officinalis. Phytochem. 28: 2379-2383
- Yatsuno, A. I., Belova, L. F., Lipkina, G. S., Sokolov, S.Y., Turtneva, E. A. (1978) Pharmacology of calenduloside B. A new terpene glycoside obtained from the roots of Calendula officinalis. Russian Pharmacol. Toxicol. 41: 1149- 1153
- Della Loggia, R., Becker, H., Isaac, O., Tubaro, A. (1990) Topical anti-inflammatory activity of Calendula officinalis extracts. Planta Med. 56: 658
- Della Loggia, R., Tubaro, A., Sosa, S., Becker, H., Saar, S., Isaac, O., (1994) The role Triterpenoids in the topical anti-inflammatory activity of Calendula officinalis flowers. Planta Med. 60: 516-520
- Tubaro, A., Dri, P., Delbello, G., Zilli, C., Della Loggia, R. (1985) The croton oil ear test revisted. Agents and Actions 17: 347-349
- Zitterl-Eglseer, K., Sosa, S., Jurenitsch, J., Schubert-Zsilavecz, M., Della- Loggia, R., Tubaro, A., Bertoldi, M., Franz, C. (1997) Anti-oedematous activi- ties of the main triterpendiol esters of marigold (Calendula officinalis L.). J Ethnopharm. 57: 139-144
- Theis, B., Theis, P. (1989) Gesünder leben mit Heilkräutern. Wilhelm Heyne Verlag, München, S. 293
- Council of Europe (1989) Plant preparations used as ingredients of cosmetic products, Strasbourg
- Analytik kosmetisch wirksamer Pflanzenextrakte mit der Flüssigchromatographie-Massenspektrometrie (LC/MS), Dissertation von Markus Frauen, 2001
- Treatment of acute wounds in hand with Calendula officinalis L.: A randomized trial Giostri GS, Novak EM, Buzzi M, Guarita-Souza LC.Tissue Barriers. 2022 Jul 3;10(3):1994822