Textilverfleckung

Textilflecken; Waschmittel; Flecken durch Deo's und Sonnenschutzmittel

Wer kennt es nicht? Gelbe Flecken auf dem T-Shirt durch Deo und Schweiß, Fettflecken auf den Sommerklamotten durch die Sonnencreme, Make-up Ränder am Hemdkragen – Textilverfleckung ist ein leidiges Thema.

In diesem Artikel soll ein Überblick über die verschiedenen Textil- und Waschmittelarten gegeben werden. Um die Textilverfleckung und ihre Entfernung zu verstehen, muss man zunächst die Eigenschaften der Textilien und Schmutzarten eingehender untersuchen, um dann entsprechende Lösungen für die Fleckentfernung der Kosmetika zu entwickeln.

Textilarten

Die Stoffe, aus denen unsere Kleidung gefertigt ist, sind aus Fasern aufgebaut, die sowohl natürlichen als auch einen chemischen Ursprung haben können.

Bei Naturfasern unterscheidet man zwischen tierischen Fasern (z.B. Wolle, Kaschmir, Seide), welche chemisch gesehen aus Proteinen (Eiweiß) aufgebaut sind, und pflanzlichen Fasern (z.B. Baumwolle, Leinen, Hanf), die aus Cellulose bestehen.

Chemiefasernsind vom Menschen erschaffen und es wird zwischen natürlichen und synthetischen unterschieden. Natürliche Chemiefasern bestehen ebenfalls aus Cellulose. Sie wird aus Holzfasern gewonnen, indem diese aufgelöst und dann durch Düsen gepresst werden, um eine lange Faser zu erhalten (z.B. Viskose, Modal, Lyocell). Synthetische Chemiefasern werden aus Produkten des Erdöls gefertigt.

Es ist üblich Textilien aus Mischfasern herzustellen. Dabei werden verschiedene Fasern verwendet (z.B. 60 % Baumwolle und 40 % Polyester), mit dem Ziel, die Eigenschaften der Textilien zu verbessern.

Zur Bewertung der Textilverfleckung sind die Eigenschaften der Fasern von besonderer Bedeutung. Unter dem Mikroskop erkennt man, dass die synthetischen Fasern deutlich dünner als die Naturfasern sind und eine glatte Struktur haben. Die Naturfasern sind dicker und haben eine raue Oberfläche. Sowohl synthetische als auch natürliche Fasern können eine hohe Wasseraufnahmefähigkeit aufweisen. Hierbei besteht allerdings der Unterschied, dass das Wasser bei den Naturfasern innerhalb der Fasern gespeichert wird. Bei den synthetischen Fasern wird das Wasser eher in den Faserzwischenräumen eingelagert, wodurch diese Stoffe die Eigenschaft haben schneller zu trocknen. Wichtig ist außerdem die Polarität der Fasern. Die chemischen Fasern haben laut Dr. Strauß‘ „Workshop Fleckentfernung“ (2018) einen eher unpolaren Charakter und sind damit lipophil (fettliebend und wasserabstoßend).

Aufbau von Waschmittel

Waschmittel setzten sich in der Regel aus fünf verschiedenen Inhaltsstoffen zusammen: Tenside, Enthärter, Enzyme, Bleichmittel und weitere Hilfsstoffe.

Tenside sind Stoffe mit einer fettliebenden (unpolares Molekülteil) und einer wasserliebenden Seite (polare Kopfgruppe). Durch diesen Aufbau haben sie eine waschaktive Eigenschaft. Sie lagern sich um die Schmutzteilchen an, lösen diese von der Faser und dispergieren sie in Form von Mizellen in der Waschflüssigkeit. Durch das Umschließen wird eine erneute Anlagerung verhindert. Da sich in der Kleidung verschiedene Schmutzarten festsetzen und zu einer Textilverfleckung führen können, wird eine Mischung aus verschiedenen Tensiden eingesetzt. Dabei handelt es sich um anionische Tenside, die eine negativ geladene Kopfgruppe haben und nicht-ionische Tenside, bei denen die Kopfgruppe ungeladen aber trotzdem polar ist.

Enthärtungsmittel sorgen dafür, dass Calcium- und Magnesiumionen des „harten Wassers“ gebunden werden. Damit wird einer Ablagerung in der Maschine und in den Rohren entgegengewirkt.

Enzyme sind Proteine, die biochemische Reaktionen steuern und katalysieren. Sie können sich spezifisch an Stoffe anlagern und diese spalten. Diese Eigenschaft hat sich die Waschmittelindustrie zu Nutze gemacht und es werden Proteasen (zur Spaltung von Eiweiß), Lipasen (Spaltung von Fett) und Amylasen (Spaltung von Kohlenhydraten) eingesetzt, um einem möglichst breiten Spektrum der Textilverfleckung entgegenzuwirken. Cellulasen (Spaltung von Cellulose) werden zur Glättung der entsprechenden Fasern verwendet.

Bleichstoffe sind in Vollwaschmitteln und Vorwaschsprays enthalten und sollten möglichst nur für weiße Wäsche verwendet werden.

Hilfsstoffe können optische Aufheller, Duftstoffe, Inhibitoren und Stellmittel sein.

Überblick: Waschmittelarten

Vollwaschmittel: „Universalwaschmittel“ in pulverförmiger Form enthalten neben Tensiden, Enzymen und Enthärter noch Bleichmittel und optische Aufheller und eignen sich daher hauptsächlich für weiße bzw. helle Wäsche. Flüssiges Vollwaschmittel enthält kein Bleichmittel und ist damit zwar schonender zu farbiger Wäsche, enthält aber Konservierungsstoffe, die sowohl für die Umwelt als auch für Menschen mit sensibler Haut von Nachteil sind.

Color- und Feinwaschmittel: Sie enthalten kein Bleichmittel und keine optischen Aufheller und sind damit für bunte und dunkle Kleidung geeignet. Sie können als Hilfsstoff Farbübertragungsinhibitoren enthalten. Mit ihnen wird verhindert, dass Farb- und Schmutzpartikel, die von anderen Kleidungsstücken abgelöst wurden, sich wieder an die Fasern anlagern können. Eine erneute Textilverfleckung wird damit verhindert.

Wollwaschmittel: Bei tierischen Naturfasern wie Wolle und Seide sollte auf Waschmittel zurückgegriffen werden, die keine Enzyme enthalten. Proteasen können die aus Strukturproteinen aufgebauten Fasern beschädigen.

Spezialwaschmittel: z.B. für sensitive Haut (Verzicht von Konservierungsstoffen und starken Duftstoffen), Funktionswaschmittel für Sportkleidung (geruchsneutralisierende Zusatzstoffe).

Kompaktwaschmittel: Pulverförmige Waschmittel, die auf das Stellmittel Natriumsulfat verzichten, welches zur Verbesserung der Rieselfähigkeit verwendet wird. Dadurch sind sie weniger umweltschädlich als normale Vollwaschmittel.

Weichspüler: Gehört nicht zu den Waschmitteln, soll aber der Vollständigkeit halber erklärt werden. Er enthält nur kationische Tenside. Diese haben keine waschaktive Funktion, sondern legen sich durch ihre positive Teilladung nach dem Waschen auf die negativ geladenen Fasern. Aufgeraute Fasern werden geglättet. Die geglättete Gewebestruktur verbessert den Tragekomfort und die Optik des Kleidungsstücks, außerdem wird die Wäsche beim Trocken nicht steif. Er ist aber nicht für alle Textilien geeignet und wird häufig überdosiert, was schädlich für die Umwelt ist.

Gallseife: Die Waschkraft der Gallseife beruht auf der emulgierenden Wirkung der Salze der enthaltenden Gallensäure. Sie setzten (ähnlich wie Tenside) die Oberflächenspannung des Wassers herunter und umlagern und entfernen so die Schmutzteilchen. Waschaktive Enzyme enthält Gallseife kaum.

Textilverfleckung durch eingefärbte Kosmetik/ Deos/Sonnenschutz/Schweiß

Für die Textilverfleckung ist es wichtig zu verstehen, um welche Schmutzart es sich handelt bzw. wie die Flecken chemisch zusammen gesetzt sind. Man unterscheidet zwischen wasserlöslichen Stoffen (Lebensmittelrückstände, (Körper-)Schweiß), Stärke- und zuckerhaltigen Flecken (Soßen, Sirup, Fruchtsäfte), eiweißhaltigen Flecken (Blut, Kakao, (Achsel-)Schweiß) und fetthaltigen Stoffen (Öle, Hautfett, Cremes und Lotionen). Außerdem gibt es noch Farbstoffe bzw. gerbstoffhaltige Flecken (pflanzliche Basis: Obst, Wein, Kaffee, Gras) und Pigmentschmutz (Make-Up, Staub, Ruß).

Wichtig sind hier vor allem die wasserlöslichen und fetthaltigen Flecken, Pigmente und eiweißhaltige Flecken, da es um Textilverfleckung durch Kosmetika und Schweiß geht.

Wie sich die Flecken auf und in die Fasern setzen hängt sowohl von mechanischen als auch von chemischen Wechselwirkungen ab. Synthetische Fasern haben durch ihre glatte Oberfläche eine kleinere spezifische Oberfläche und bieten so weniger Fläche zum Anhaften von kleinen Schmutzpartikeln an der Faser und in den Faserzwischenräumen. (Pigment-)Schmutz kann aus diesem Grund leichter von synthetischen Fasern entfernt werden als von Naturfasern. Wasserhaltige Flecken können in natürliche Fasern eindringen, wohingegen sie sich bei synthetischen Fasern eher auf die Fasern legen. Auch bei dieser Art von Textilverfleckung lassen sich also synthetische Fasern in der Regel leichter reinigen als Naturfasern. Eine Ausnahme bilden hier fetthaltigen Flecken. Durch die angesprochene lipophile Eigenschaft der Chemiefasern, haften Fette stärker an ihnen als auf polaren Naturfasern und können somit schwerer entfernt werden.

Mögliche Lösungen durch Vorbehandlung und Waschen

Fetthaltige Flecken können durch diverse Kosmetikartikel wie Sonnencreme, Lotionen und Öle auf die Kleidung gelangen. Eine Vorbehandlung mit Gallseife oder Geschirrspülmittel kann für die Fleckentfernung verwendet werden. Gängige Waschmittel enthalten anionische und nicht-ionische Tenside, Geschirrspülmittel enthalten zusätzlich amphotere Tenside. Außerdem Lipasen, also fettspaltende Enzyme. Durch die Zusammensetzung und meistens höhere Konzentrierung als in Waschmitteln, hat es eine effektive Fettlösewirkung. Für besonders hartnäckige Fettflecken bietet sich Waschbenzin an. Es löst neben Ölflecken auch Wachs- und Farbverschmutzungen. (Sicherheitshinweise unbedingt beachten! Nur verwenden, wenn konventionelle Mittel nicht funktionieren, da es stark umweltbelastend ist und die Atemwege reizen kann.)

Bei eingefärbter (pigmentierter) Kosmetik kann es sich um reine Pigmente handeln (Lidschatten, Rouge, Puder) oder an Fett gebundene Pigmente (getönte Cremes, Make-Up, Lippenstift). Aus diesem Grund sind spezielle Pigmentlöser meistens Tensid-Kombinationen mit fettspaltenden Enzymen. Eine Vorbehandlung mit konzentriertem Geschirrspülmittel sollte die Pigmentpartikel durch Tenside und Enzyme ebenfalls von den Fasern lösen können.

Schweißflecken, die z.B. am Rücken entstehen und dadurch Flecken auf T-Shirts hinterlassen, bestehen hauptsächlich aus Wasser und enthalten verschiedene Ionen, Aminosäuren (Eiweiße) und Harnstoff (wasserlösliche Substanz). Der Schweiß aus den ekkrinen Schweißdrüsen, die über die gesamte Körperoberfläche verteilt sind, ist meistens klar und geruchslos und sollte durch einen einfachen Waschgang mit Voll-, Color- oder Feinwaschmittel von den Textilien entfernt werden können, da diese auch eiweißspaltende Enzyme enthalten.

Der Schweiß aus den apokrinen Schweißdrüsen des Körpers, die im Achsel- und Genitalbereich liegen, ist anders aufgebaut und dadurch schwieriger zu entfernen. Das milchige Sekret enthält hauptsächlich Proteine und Lipide. Hier ist eine intensive Vorbehandlung mit Gallseife oder speziellen Fleckenlösern für Eiweiß und Geschirrspülmittel sinnvoll. Fleckenmittel gegen Eiweiß enthalten Proteasen, die Proteine gezielt spalten können. Geschirrspülmittel wirkt, wie schon erwähnt, durch drei Tensidarten und Lipasen gegen die Lipide des Schweißes.

Textilverfleckung durch Deos gehört zu den wohl hartnäckigsten Flecken, die entstehen können. Die gelblichen Flecken auf weißer Kleidung bzw. weiße Flecken auf dunkler Kleidung entstehen durch die Reaktion von Schweiß und Hauttalg mit den Aluminiumverbindungen in einigen Deos. Man kann versuchen diese Flecken durch eine Vorbehandlung mit Gallseife zu entfernen. Bei älteren Flecken muss man ggf. auf Chlorbleiche (nur bei weißer Kleidung) zurückgreifen. Diese Flecken sind wirklich schwer zu entfernen, darum gilt es diese Textilverfleckung im Vorfelde zu verhindern. Da die Gelbfärbung erst durch den Waschgang verursacht wird, sollte auf jeden Fall eine Vorbehandlung stattfinden. Außerdem ist es ratsam das Deo sparsam aufzutragen und trocknen zu lassen, damit sich keine Rückstände in der Kleidung festsetzen.

Anwendungshinweise auf der Verpackung

Bei eingefärbten Kosmetika, bei Deo’s und Sonnenschutzprodukte sollte nach unserer Meinung immer der Hinweis „Produkt kann Textilverfleckung verursachen“. Gerade wenn Farbstoffe, ebenso wie natürlich Farbstoffe verwendet werden, sollte dieser Hinweis nicht fehlen. Wenn es um Deo’s bzw. Sonnenschutzmittel geht, könnte der Hinweis sogar wie folgt ergänzt werden: „Produkt kann Textilverfleckung verursachen, die unter Umständen auch zu dauerhaften Flecken führen können“

Cosmacon kann mit dem Sächsischen Textilforschungsinstitut (http://www.stfi.de) eine Waschanleistung für das entsprechende Produkt erarbeiten oder auch Tests für das Potential einer Textilverfleckung anbieten.

Das gibt dem Inverkehrbringer von Kosmetika eine gewisse Sicherheit im Umgang mit zukünftigen Reklamationen zu diesem Thema. Denn die Wahrscheinlichkeit von Reklamation ist sehr hoch, wenn diese Arten von Kosmetika angeboten werden. Hier sollten im Vorfelde Möglichkeiten erarbeitet werden, um dem Kunden eine gute Antwort geben zu können.

Hinweise

Da nun öfter erwähnt wurde, dass man Geschirrspülmittel für die Beseitigung von Textilverfleckung verwenden kann, soll hier erwähnt sein, dass trotz der ebenfalls waschaktiven Wirkung von Shampoos oder Duschgelen, diese auf keinen Fall für die Entfernung bzw. Vorbehandlung von Flecken verwendet werden sollten.

In Shampoos und Duschgelen, die leichte Kämmbarkeit oder ein angenehmes Hautgefühl versprechen, ist häufig ein synthetischer Kunststoff mit dem Namen „Polyquaternitum-7“ enthalten. Dieser Stoff arbeitet ähnlich wie die kationischen Tenside des Weichspülers, die sich auf die Fasern legen und sie damit glätten. Er legt sich auf die negativ geladene Haut und Haare und soll dadurch das Hautgefühl und die Statik der Haare verbessern. Das Problem: wenn Textilien mit Duschgel in Verbindung kommen und anschließend gewaschen werden, wirken die positiv geladenen Partikel wie Magneten, die Schmutz und Farbpigmente anderer Textilien an sich binden. Es kommt durch die Wäsche also zu einer Textilverfleckung.

Tipp: Saure Hausmittel wie Zitronensäure und Essig sind Gerbstofflöser und können für Kaffee-, Tee- und Obstflecken verwendet werden, haben aber für Kosmetikflecken kaum Bedeutung.

Tipp: Immer zuerst kaltes Wasser zum Ausspülen benutzen. Warmes/heißes Wasser bringt die Fasern zum Quellen und die Schmutzstoffe gelangen tiefer ins Gewebe.

Tipp: Frische Flecken lassen sich leichter entfernen. Besondern bei Deo-, Obst- und Blutflecken ist eine Vorbehandlung wichtig!

 

Quellen:

Fachwissen Professionelle Textilpflege 2018; Rudolf Gämperle, Heike Gläßer, Christian Himmelsbach, Meinrad Himmelsbach, Werner Ring, Michaela Rößler, Sabine Ruchhöft; Europa Lehrmittel