Titandioxid
Mineralische oder physikalische Lichtschutzfilter sind Titandioxid und Zinkoxid. Titandioxid ist jedoch nicht nur ein UV-Filter, sondern auch ein Weißpigment in vielen dekorativen Kosmetikprodukten und in Zahncremes.
Als UV-Filter bildet Titandioxid auf der Hautoberfläche eine UV-Strahlen-reflektierende Barriere und sind vor allem in Naturkosmetik die Sonnenschutzfilter der Wahl.
Das Mineral aus Titan und Sauerstoff, in der Liste der Inhaltsstoffe als „Titanium Dioxide“ oder CI 77891 aufgeführt, schützt gegen UVB- und UVA-Strahlen.
Allerdings gerät Titandioxid in jüngster Zeit zunehmend in Kritik.
Titandioxid als Nanopartikel
Um die Verteilbarkeit zu verbessern und den Weißschimmer zu reduzieren, wird es, wie auch Zinkoxid, teils in Nanopartikeln verwendet.
Auf Kosmetikprodukten müssen Nanopartikeln gekennzeichnet sein, in Klammern mit dem Wort „Nano“ hinter dem Filter.
Das Problem ist, dass die winzigen Partikeln in die Zellen und die Blutbahn gelangen und sogar die Blut-Hirn- und Plazenta-Schranke überwinden können, wenn sie eingeatmet werden.
Das wissenschaftliche Komitee für Verbrauchersicherheit (SCCS) der EU hat Titandioxid neu bewertet, und die EU-Kommission hat Titandioxid im Februar 2020 als Gefahrenstoff mit dem Zusatz „vermutlich krebserzeugend“ eingestuft.
Da die Gefahr des Einatmens, die von einem Sprühnebel ausgeht, hoch ist, ist Titandioxid in Sonnenschutzsprays und anderen kosmetischen Sprays verboten.
Nun gerät die anorganische Verbindung weiter in Kritik, da sie bei oraler Aufnahme potenziell krebserzeugend ist.
Titandioxid ist sehr verbreitet
Titandioxid wird beispielsweise in Süßigkeiten, Mozarella und Fertiggerichten als Farbstoff E171 eingesetzt.
In Zahnpasta und Tabletten findet es ebenso Verwendung wie als Farbstoff mit der Bezeichnung CI 77891 in Kosmetika, z.B. Puder.
Aufgrund einer Studie der International Agency for Research and Cancer ist Titandioxid als potenziell krebserregend bei oraler Aufnahme eingestuft worden.
An der Uniklinik Zürich konnte Prof. Gerhard Rogler mit elektronenmikroskopischen Untersuchungen nachweisen, dass Titandioxid die Zellmembrane durchdringt und sich in Zellen ansammelt. Im Darm kann es zu Entzündungen führen und die Entwicklung von Krebs begünstigen.
Die Europäische Agentur für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat 2021 Titandioxid bei oraler Aufnahme über Lebensmittel als potenziell erbgutschädigend eingestuft. Mitte 2022 tritt das Verbot für die Verwendung in Lebensmitteln in Kraft.
Bewiesen ist die Genotoxizität des als Lebensmittelzusatz mit der Bezeichnung E171 verwendeten Titandioxids bisher zwar nicht, kann aber nicht ausgeschlossen werden.
Titandioxid: Problematisch in Lippen-Pflegestiften
Die Wahrscheinlichkeit der oralen Aufnahme ist bei Sonnenschutzstiften für die Lippen hoch und auch bei Produkten für Kleinkinder (die vorzugsweise die Sonne meiden bzw. mit Kleidung geschützt sein sollten), die an ihrer Haut lecken könnten, problematisch.
Wer einen Lippenpflegestift mit Titandioxid-haltigem Sonnenschutz verwendet, kann pro Tag bis zu 57 Milligramm der Lippenpflege verschlucken, wie Berechnungen des SCCS der EU nahelegen. Dementsprechend kann eine beachtliche Menge von Titandioxid oral aufgenommen werden.
Das kann bei Produkten mit Naturkosmetik-Siegel ein Problem sein.
Auch wenn die Schädlichkeit der oralen Aufnahme von Titandioxid aus Lippenstiften noch nicht geprüft und nachgewiesen ist, ist es aus Gründen der Vorsorge sinnvoll, auf diesen Stoff zu verzichten und nach Alternativen zu suchen.
Mit der Kritik an Titandioxid verkleinert sich der Pool der sicheren Lichtschutzfilter
Für zertifizierte Naturkosmetik bleibt nur Zinkoxid, das zwar langwellige UVA-Strahlen gut reflektiert, aber gegen die kurzwelligen UVB-Strahlen nur schwach schützt.
Zwar lassen sich durch neue Zinkoxid-Sonnenschutzfilter mittlerweile Lichtschutzfaktoren von bis 50 erreichen, allerdings muss es dazu fast bis zu der zugelassenen Höchstmenge von 25% eingesetzt werden. Dann kann es sich wie Titandioxid in der Hornschicht ansammeln und zum Wasserverlust und Austrocknen der Haut führen.
Welche Alternativen?
Einige natürliche Substanzen, z.B. Sheabutter, Bisabolol, Sonnenblumen-, Sesam- oder Reiskeim-, Jojoba-Öl oder Aloe-Extrakt, bieten einen leichten UV-Schutz.
Interessant könnten auch Stammzellenextrakte, z.B. von Alpenrose, Alpinen Zwerg-Seifenkraut oder Weintrauben, sein. Auch sie haben UV-Schutz-Potenzial und könnten in der Naturkosmetik eingesetzt werden.
Peptide sind im Trend, gut hautverträglich und in ihren Möglichkeiten noch lange nicht voll ausgeschöpft. Beispielsweise schützen Acetyl Hexapeptide-1, Trifluoroacetyl Tripeptide-2, Hexapeptide-42 oder Diaminopropionyl Tripeptide-33 gegen UV-Strahlen und stärken den hauteigenen UV-Schutz.
Für Sonnenschutzprodukte, die nicht die Kriterien der zertifizierten Naturkosmetik erfüllen, bieten sich auch einige chemische Sonnenschutzfilter mit gutem Profil an, wie Phenylbenzimidazole Sulfonic Acid, Ethylhexyl Triazone, Bis-Ethylhexyloxyphenol Methoxyphenyl Triazine, Diethylhexyl Butamido Triazone, Disodium Phenyl Dibenzimidazole Tetrasulfonate und Diethylamino Hydroxybenzoyl Hexyl Benzoate.
Als SPF-Booster kann man hier Hydroxyapatite, Candelilawachs und Silica nutzen.
Wenn Sie Ihre Produkte frei von Titandioxid umsetzen möchten, sprechen Sie uns gerne an.
Quellen:
Safety of titanium dioxide nanoparticles in cosmetics.
Dréno B, Alexis A, Chuberre B, Marinovich M.J Eur Acad Dermatol Venereol. 2019 Nov; 33 Suppl 7:34-46
Effects of Titanium Dioxide Nanoparticles Exposure on Human Health-a Review.
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Titanium Dioxide: Structure, Impact, and Toxicity.
Racovita AD.Int J Environ Res Public Health. 2022 May 6;19(9):5681