Vitamin D
Vitamin D, auch Calcitriol oder Cholecalciferol genannt, hat für unsere Gesundheit eine Schlüsselfunktion. In den Körperzellen des Menschen ist es an Tausenden von Regulierungsvorgängen beteiligt, so dass ein Mangel folglich schwerwiegende Konsequenzen haben kann. Entdeckt wurde Vitamin D (Calcitriol) im frühen 20. Jahrhundert, als Forscher nach einem Heilmittel für die bis dahin sehr gefürchtete Rachitis suchten. Das Vitamin hat großen Einfluss auf unsere Muskelkraft und stärkt die Knochen. Studien haben darüber hinaus ergeben, dass eine ausreichende Versorgung einen wichtigen Beitrag zur Herz-Kreislauf-Gesundheit leistet und das Risiko für Diabetes und verschiedene Arten Krebs senken kann.
Vitamin D (Calcitriol) fällt unter allen anderen Vitaminen vor allem durch eine Besonderheit auf: Es kann vom Körper selbst gebildet werden, allerdings funktioniert dies nur mit der Hilfe von Sonnenlicht. Menschen, die regelmäßig draußen an der frischen Luft sind, können im Idealfall etwa 80 bis maximal 90 Prozent des täglichen Bedarfs an Vitamin D (Calcitriol) selbst produzieren, ausgiebige Sonnenbäder sind hierfür noch nicht einmal notwendig. In der Realität wird dieser Prozentwert jedoch kaum erreicht. Es würde schon reichen, wenn beispielsweise Hände, Gesicht, Beine und Arme täglich in Kontakt mit Sonnenlicht kommen, wobei ein Sonnenbrand natürlich unbedingt vermieden werden muss.
Den restlichen Bedarf an Vitamin D (Calcitriol) führt der Mensch seinem Körper über die Nahrung zu. Das Vitamin ist in Lebensmitteln allerdings nur in begrenzten Mengen enthalten, hier sind an erster Stelle fette Fischsorten wie Hering und Lachs zu erwähnen. Auch Eier, Butter, Innereien und Avocados sind relativ ergiebige Lieferanten. Reich an Vitamin D (Calcitriol) ist außerdem Lebertran.
Kurios ist das Vitamin D3-Vorkommen als Glykosid im Goldhafer (Trisetum flavescens).
Im Alpenland fressen die Rinder in hohen Mengen dieses Gras und das führt zu starken Verkalkungen der Niere, Lunge und Aorta.
Es mangelt häufig an Vitamin D
Ein Mangel ist übrigens in den westlichen Industrieländern und somit auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz nicht außergewöhnlich. Eine Studie des Robert-Koch-Institutes in Berlin ergab sogar vor einiger Zeit, dass mehr als die Hälfte der 4000 untersuchten Personen an einer Unterversorgung litten. In den USA sieht das Ergebnis nicht viel anders aus. Dort wird davon ausgegangen, dass bis zu 80 Prozent aller Bewohner von Altenheimen und 76 Prozent aller schwangeren Frauen einen Mangel an Vitamin D (Calcitriol) haben. Der tatsächliche Bedarf eines jeden Menschen kann nur sehr schwer definiert werden, da hier viele Faktoren eine Rolle spielen. So beispielsweise das Lebensalter, der Hauttyp, der Wohnort und somit die Sonneneinstrahlung. Für Erwachsene, schwangere und stillende Frauen sowie Kinder über einem Jahr wird jedoch mittlerweile ein täglicher Bedarf von 20,0 Mikrogramm gefordert. Säuglinge und Kleinkinder unter einem Jahr sollten täglich etwa 10,0 Mikrogramm Vitamin D (Calcitriol) zu sich nehmen. Säuglinge müssen übrigens generell mit speziellen Vitamin-D-Präparaten versorgt werden, da sie den Bedarf über die Muttermilch auf keinen Fall decken können.
Vitamin D (Calcitriol) ist absolut lebensnotwendig
Das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt Erwachsenen, dass ein Viertel der gesamten Körperoberfläche pro Tag für etwa 10,0 bis 50,0 Minuten dem Sonnenlicht ausgesetzt werden sollte. Der Grund: UVB-Strahlung sorgt dafür, dass in der Haut aus dem Provitamin 7-Dehydrocholesterol das Provitamin D3 entsteht. Dieses Provitamin D3 ist jedoch thermisch instabil und wird durch eine sogenannte thermische Isomerisierung anschließend in Vitamin D (Calcitriol) verwandelt.
Ein Mangel an Vitamin D (Calcitriol) kann unter anderem eine gefährliche Knochenerweichung (Osteomalazie) mit sich ziehen. Muskelschwäche und Knochenschmerzen sind diesbezüglich typische Symptome. Auch das Osteoporoserisiko steigt rapide an, bei Kindern kann es zudem zu Verformungen der Knochen und des Schädels kommen.
Eine Überdosierung aufgrund eines gesteigerten Verzehrs natürlicher Vitamin-D-Lieferanten ist extrem selten, auch eine zu starke Sonneneinstrahlung kann in der Regel keinen Überschuss an Vitamin D (Calcitriol) verursachen. Denkbar wäre eine Überdosierung lediglich bei einer zu leichtsinnigen und exzessiven Einnahme diverser Nahrungsergänzungsmittel, die Vitamin D (Calcitriol) enthalten. Dann könnte es unter Umständen zu einer Nierenverkalkung oder zur Bildung von Nierensteinen kommen.
Vitamin D in der Kosmetik
In der Kosmetik und in der Dermatologie spielt Vitamin D (Calcitriol) ebenfalls eine wichtige Rolle. So beispielsweise bei Psoriasis, denn das Vitamin kann die Differenzierung und das Wachstum von Keratinozyten beeinflussen. Außerdem stimuliert es effektiv die Bildung verschiedener antimikrobiell wirkender Peptide, was bei Infekten im Zusammenhang mit der Hautkrankheit Neurodermitis von besonders großem Interesse ist. Darüber hinaus stimuliert Vitamin D (Calcitriol) Hitzeschockproteine. Dadurch verlängert sich bei der Einwirkung von UVB-Strahlung auf die menschliche Haut die Eigenschutzzeit des Körpers. Oder ganz vereinfacht ausgedrückt: Vitamin D (Calcitriol) hat einen überaus positiven Einfluss auf die Hautpigmentierung und den Hautstoffwechsel. Mittlerweile gibt es immer mehr Salben und Cremes, die Vitamin D (Calcitriol) oder deren Vorstufe 7-Dehydrocholesterol enthalten und somit zur Gesunderhaltung der Haut beziehungsweise zur Linderung verschiedener Beschwerdebilder beitragen.
Doch nicht nur die Haut profitiert von einer ausreichenden Versorgung. Ein Mangel an Vitamin D (Calcitriol) kann sogar zu Haarausfall führen. Wer also einen ungewohnt hohen Haarverlust zu beklagen hat, der sich auf den ersten Blick nicht erklären lässt, sollte beim Arzt unbedingt seinen Vitamin-D-Status überprüfen lassen.
Blockieren Sonnenschutzprodukte die Vitamin D-Bildung in der Haut?
Immer wieder wird die Befürchtung geäußert, die Anwendung von Sonnenschutzmitteln mit hohem SPF könne die Bildung von Vitamin D blockieren. Das ist jedoch nicht der Fall: Bei korrekter Anwendung von Sonnenschutzmitteln wird die Produktion von Vitamin D nicht gehemmt. Dies belegt eine Studie, in der die Teilnehmer den Sonnenschutzfaktor 15 während eines einwöchigen Urlaubs auf Teneriffa verwendeten. Die Studie, die im British Journal of Dermatology (BJD) veröffentlicht wurde, ergab, dass Sonnenschutzmittel mit hohem UV-A-Schutz im Vergleich zu solchen mit niedrigem UV-A-Schutz die Vitamin-D-Synthese tatsächlich sogar fördern. Dieser Effekt wird wahrscheinlich auf die höhere Durchlässigkeit für UV-B-Strahlen in Sonnenschutzmitteln mit hohem UV-A-Schutzfaktor zurückzuführen sein (der UV-B-Anteil des Sonnenlichts ist für die Bildung von Vitamin D in der Haut verantwortlich).
Steckbrief:
Alternative Namen: Vitamin D3 =Cholecalciferol, Calciol; Vitamin D2 = Ergocalciferol
CAS-Nummer: 67-97-0
Summenformel: C27H44O
Beschaffenheit: farbloser Feststoff
Löslichkeit: fettlöslich
Schmelzpunkt: 84 bis 85 Grad Celsius
Physiologische Funktion: Vorstufe des Calcitriol und damit verantwortlich für die Regulierung des Kalzium-Haushalts, beteiligt an der Reifung von Immunzellen
Fazit: Ein Mangel an ist hierzulande häufig anzutreffen
Unser Körper braucht für zahllose Funktionen eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D (Calcitriol). Unser Organismus kann es zwar selbst bilden, die Menge reicht aber in der Regel nicht aus, um den hohen Bedarf zu decken. Gleiches gilt für unsere Ernährung, denn nur wenige Lebensmittel sind echte und effiziente Lieferanten für Vitamin D (Calcitriol). Eine zusätzliche Einnahme von Vitaminpräparaten ist daher gerade für Risikogruppen wie Senioren oder Kinder enorm wichtig. Gleichzeitig wird immer mehr Kosmetikprodukten Vitamin D (Calcitriol) zugeführt, da es viele Beschwerden, die im Zusammenhang mit der Haut stehen, lindern kann. Wurde ein akuter Haarausfall durch einen Mangel an Vitamin D (Calcitriol) ausgelöst, verordnet der Dermatologe ebenfalls entsprechende Präparate. Wir alle benötigen Vitamin D (Calcitriol).
Wir empfehlen in den Herbst- und Wintermonaten auf eine Tagescreme ohne SPF umzusteigen, die idealerweise mit 7-Dehydrocholesterol angereichert ist. Dieses kann durch UV-B Strahlung dann ganz leicht in Vitamin D3 umgewandelt werden. Sprechen Sie uns gerne an.
Quellen:
„Metabolism of Vitamin D in Skin: Benefits for Skin Care Applications“, F. Arnold, M. Mercier, M. T. Luu, Cosmetics&Toiletries 2009, 124, No. 10 p. 40-46
„Vitamine“, H.K. Biesalski, J.Schrezenmeier, P. Weber, H. Weiß; G. Thieme Verlag, 1997
„Optimal sunscreen in use, during a sun-holiday with a very high uv index allows vitamin D synthesis without sunburn“; A.R. Young et al; British Journal of Dermatology; May 2019