Welche Kosmetik in der Schwangerschaft
Um die Frage Welche Kosmetik in der Schwangerschaft? zu beantworten, ist es wichtig, zu verstehen, was während dieser Zeit im Körper geschieht. Hormonelle Veränderungen sorgen für Turbulenz, bringen körperliche, psychische Veränderungen mit sich und beeinflussen auch Haut und Haare.
Was passiert während der Schwangerschaft?
Die weiblichen Hormone ermöglichen die Einnistung der befruchteten Eizelle, halten die Schwangerschaft aufrecht und passen den Körper der Mutter an die Bedürfnisse des sich entwickelnden kindlichen Organismus an. Östrogene bewirken in der Schwangerschaft die Vergrößerung der Brust und bereiten sie auf die Milchbildung vor.
Gestagene werden vor der Schwangerschaft im Gelbkörper gebildet; im Verlauf der Schwangerschaft übernimmt die Plazenta die Aufgabe. Das wichtigste Gestagen ist das Progesteron. Es bereitet die Einnistung der befruchteten Eizelle in die Gebärmutter vor, indem es die Verdickung ihrer Schleimhaut anregt. Wie Östrogen bewirkt es die Vergrößerung der Brust.
Unmittelbar nach der Befruchtung wird das HCG (Humanes Choriongonatropin) gebildet und vom Mutterkuchen in den Blutkreislauf ausgeschüttet. Es kurbelt die Bildung von Östrogen und Progesteron an, die den Körper regelrecht überschwemmen. Zu Beginn der Schwangerschaft kann es darum zu Übelkeit und einer kurzfristigen Schilddrüsenüberfunktion kommen. Erstes Anzeichen kann ein Spannungsgefühl in der Brust sein.
Durch den erhöhten Hormonspiegel lagert die Haut mehr Wasser ein, wird prall und gut gepolstert, Fältchen verschwinden, der besser durchblutete Teint erscheint rosig und frisch.
Progesteron, das Gelbkörperhormon, hemmt den Abbau von Kollagen. Östrogen regt den Stoffwechsel der Hautzellen an, unterstützt die Neubildung von Kollagen, macht die Haut elastischer, steigert die Bildung von Hautfetten. Die Haut ist geschmeidig, kann aber auch unrein und pickelig werden oder auf die Hormon-Fülle mit Juckreiz oder Rötungen reagieren.
Es sind die Hormone …
Während der Schwangerschaft unterliegt der Hormonhaushalt Schwankungen. Darum schwankt nicht nur die Stimmung, auch das Hautbild verändert sich. Es kann ebenso zu Trockenheit kommen. Das Haar kann voll und glänzend sein oder auch fettig und strähnig oder trocken.
Tendenziell wird die Haut in der Schwangerschaft empfindlicher, neigt eher zu Allergien.
Darum könnte die Antwort auf die Frage Welche Kosmetik in der Schwangerschaft? lauten:
Am besten bei den bekannten und verträglichen Pflegeprodukten bleiben, um die Haut nicht zu irritieren und zusätzlich aufzuregen. Hier sollte immer darauf geachtet werden, ob die Produkte überhaupt an/mit schwangeren Frauen getestet worden ist. Wenn dieser Hinweis fehlt, lieber den Arzt Ihres Vertrauens fragen und bei der kleinsten Mißempfindung lieber das Produkt absetzen.
Allerdings sind bei der Frage Welche Kosmetik in der Schwangerschaft? die besonderen Aspekte, die die hormonellen Anpassungen mit sich bringen, zu beachten.
Die Dehnung ist eine enorme Leistung der Haut. Meist braucht sie Hilfe, um keine Dehnungsstreifen zu bilden und zurückzubehalten.
Die Wassereinlagerung ist physiologisch sinnvoll, kann aber zu schweren Beinen und geschwollener Augenpartie führen. Auch da kann die geeignete Kosmetik helfen.
Die Haut kann trocken, empfindlich oder fettig und unrein werden und braucht entsprechende Pflege.
Welche Kosmetik in der Schwangerschaft?
Dehnungsstreifen
Sie erscheinen auf Bauch, Brust und Oberschenkeln. Am besten lässt sich ihnen mit der regelmäßigen Anwendung von Pflegeölen, wie Mandelöl. Jojobaöl, Weizenkeimöl, vorbeugen.
Der Indische Wassernabel (Centella asiatica) kann mildernd auf Länge, Tiefe, Breite und Farbe der Dehnungsstreifen wirken.
Massage steigert die Elastizität der Haut und beugt Dehnungsstreifen vor. Ein erprobter Tipp ist die Zupfmassage für die Bauchpartie. Sie sollte täglich zwei bis drei Minuten lang durchgeführt werden.
Das Öl mit kreisenden Bewegungen in die Bauchhaut einmassieren, einziehen lassen. Dann mit Daumen und Zeigefinger kleine Hautrollen greifen und leicht nach oben wegzupfen. Dabei vom Nabel nach außen und hoch zu den Rippen vorgehen. Die Zone über dem Schambein auslassen.
Die Body Lotion gehört vor, während und nach der Schwangerschaft zum Pflegeprogramm dazu. Um eventuelle Empfindlichkeitsreaktionen auszuschließen, kann eine Emulgator-freie 2-Phasen-Lotion für trockene Haut empfohlen werden. Sie lindert Spannungsgefühl und Juckreiz und pflegt z.B. mit Pfirsichkernöl, Phytosqualan, Rotalgen-Extrakten, Sanddorn-Lipiden oder Blaubeerextrakten.
Öle, auf die noch feuchte Haut aufgetragen, sind ebenfalls eine Wohltat für die zur Trockenheit neigende Haut, ob Marulaöl, Jojabalöl, Baobaböl oder Sheabutter.
Eine reichhaltige W-O-Emulsion oder eine Salbe sollte für trockene Hautstellen, bei Neigung zur Neurodermitis immer griffbereit sein.
Kakaobutter oder Mandellipide stärken die Hautbarriere und können auf trockene Stellen an Mund oder Ellbogen aufgetragen werden. Quittensamen-Extrakt beruhigt sensible, trockene, feuchtigkeitsarme Haut und lindert Juckreiz.
Dekolleté
Das Dekolleté wird oft vergessen. Es ist der obere Teil des natürlichen BHs, der dünnen Hauthülle, die während der Schwangerschaft besonders beansprucht ist. Die Haut der Dekolletés hat kaum polsterndes Unterhautgewebe, keine Muskeln, ist oft der Sonne und der Witterung ausgesetzt und in der Schwangerschaft durch die Zunahme des Brustvolumens belastet.
Für die Pflege der sensiblen Partie von Hals und Dekolleté können Cremes, Lotionen, Seren mit feuchtigkeitsspendenden und nährstoffreichen Algenextrakten, Sheabutter, Hyaluronsäure, Apfelstammzellenextrakt zur Stärkung des Bindegewebes empfohlen werden. Eine Massage unterstützt die Produktwirkung. Vom Brustansatz bis zum Kinn das Produkt mit sanften, aufwärts streichenden Bewegungen auftragen.
Beine
Sie müssen das zunehmende Gewicht in der Schwangerschaft tragen. Sie neigen dazu, Wasser einzulagern, fühlen sich schwerer an, können Besenreiser bekommen.
Hochlegen hilft dem Lymphsystem, Gewebeflüssigkeit zurück zu transportieren. Eine kühlende Dusche stärkt Gewebe und Gefäße und beugt Besenreisern vor. Das Aufsprühen eines feuchtigkeitsreichen Body Mist mit einem sanften Duft erfrischt.
Leichte Emulsionen können oft auch auf die Feinstrumpfhose aufgetragen werden. Bei der Produktwahl ist es wichtig, auf eventuelle Allergie-auslösende Duftstoffe zu achten.
Eine sanfte Streichmassage unterstützt die Zirkulation und entspannt. Von den Füßen hinauf bis zu den Oberschenkeln die Creme oder das Gel sanft streichend einmassieren.
Geschwolllene Augenpartie
Aufgrund der verstärkten Wassereinlagerung im Gewebe kann es zu Schwellungen im Augenbereich, Tränensäcken, dunklen Augenschatten kommen.
Eine Augen-Maske zum Abschwellen, ob mit grünem Tee oder Weideröschen-Extrakt, kann Linderung bringen.
Ein kühlendes Augen-Roll-on Gel, z.B. mit Gurkenextrakt, erfrischt, stärkt und wirkt abschwellend. Das Aufrollen vom inneren zum äußeren Augenwinkel regt die Mikrozirkulation an.
Auch ein leichtes Klopfen mit dem Ringerfinger unterhalb der Augen unterstützt die Produkt-Wirkung.
Ausgeglichener Teint
Unreinheiten, trockene Haut, rote Flecken, Pigmentflecken, gesteigerte Empfindlichkeit, Erröten durch Hitzewallung können die Schwangerschaft begleiten.
Die Gesichtspflege sollte entsprechend für empfindliche Haut, sensible Haut, für zur Neurodermitis neigende Haut ausgewiesen sein.
In der Nacht kann eine feuchtigkeitsspendende Creme, z.B. mit Lavendelöl, für klaren Glow am Morgen sorgen.
Expertenrat: Welche Kosmetik in der Schwangerschaft?
Selbstverständlich verläuft jede Schwangerschaft individuell.
Dennoch können Produkte, die ausdrücklich an Schwangeren getestet sind, eine zusätzliche Sicherheit hinsichtlich der Verträglichkeit und Wirksamkeit der Produkte geben.
Es kann auch sinnvoll sein, dermatologischen oder gynäkologischen Rat zu suchen, wenn die Haut sensibel reagiert. Solch eine Beratung kann sich meist auf Erfahrungen mit einer größeren vergleichbaren Personengruppe stützen.
Die Angabe „Dermatologisch getestet“ ist für Schwangere kein ausreichender Hinweis. Allerdings gibt es auch Empfehlungen von Hebammen, und die kennen sich mit den Hautbedürfnissen von Schwangeren aus.
Welche Kosmetik in der Schwangerschaft?
Bleibt noch der Hinweis auf die als kritisch angesehenen Inhaltsstoffe, die nicht nur Schwangere meiden sollten:
- Acrylate: Die Filmbildner, Gelbildner könnten der Barrierefunktion der Haut schaden.
- PEGs: Die Emulgatoren stehen teils im Verdacht, krebserregend zu sein, können der Hautbarriere schaden und die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen.
- Sulfattenside /SLS: Diese Tenside sind aggressiv, können die Haut austrocknen und durchlässiger für schädliche Substanzen machen.
- Polyquaternium: Das Tensid steht im Verdacht, krebserregend zu sein.
- Paraffine: Die Mineralölderivate können auf Dauer die Haut austrocknen und versiegeln.
- Silikone: Sie sind in der Umwelt schwer abbaubar und können auf Dauer die Haut versiegeln.
- Formaldehyd: Der Konservierungsstoff kann ebenso wie seine Abspalter Kontaktallergien auslösen und die Schleimhäute reizen.
Zudem ist es für die Haut, die in der Schwangerschaft eine aufregende Zeit erlebt, empfehlenswert, Formulierungen mit wenigen Inhaltsstoffen zu verwenden, um sie nicht zu überreizen.
Welche Kosmetik in der Schwangerschaft?
Quellen:
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